DIE GOLDENEN EISZAPFEN

Beim Rothenwandofen in Zederhaus sah einmal ein des Weges ziehender Bauer drei große goldene Eiszapfen glänzen. Sie hingen aber so hoch, daß er sie mit der Hand just nicht zu erreichen vermochte. Er holte sich schnell Hilfe, und alsbald begaben sich ihrer zwei mit einer Leiter ausgerüstet zu der Wand. Als sie aber hinkamen, hingen die Goldzapfen schon ein bedeutendes Stück höher, so daß sie diese trotz der mitgenommenen Leiter nicht mehr zu erreichen vermochten. Sie holten nun noch mehr Leute herbei; doch als diese mit Leitern und Stricken ausgerüstet ankamen, waren die Goldzapfen verschwunden. Man suchte daraufhin die ganze Wand ab, fand aber nichts mehr außer die an den oberen Rand der Felsenplatte eingegrabenen eigenartigen Schriftzeichen, welche bis heute noch niemand entziffern konnte *).

*) Ein Priester, der darüber befragt wurde, erklärte die Worte dabin, daß sie „Da suchet" bedeuten.


Quelle: Michael Dengg, Lungauer Volkssagen, neu bearbeitet von Josef Brettenthaler, Salzburg 1957, S. 118