BURG FINSTERGRÜN UND IHRE GESCHICHTE

Dort, wo die Mur sich anschickt, den Lungau zu verlassen, rücken die Berge so nahe aneinander, daß sich der rasch dahineilende Fluß und die Straße kaum hindurchzuzwängen vermögen. Inmitten dieser Talenge liegt der Pfarrort Ramingstein. Der Ort war einst berühmt durch seinen Bergbau; es wurde hier auf Gold, Silber, Eisen und Blei gegraben. Der Bergsegen ist aber nun schon lange erloschen. Hoch über dem Orte ragt aus dunklem Tannengrün die romantische Burg Finstergrün empor; schon im 10. Jahrhundert soll hier eine Burg mit Namen Rammenstein gestanden haben. Als die ersten Besitzer des Schlosses scheinen urkundlich die Beilsteiner auf. Um das Jahr 1180 schenkte Hartmann von Nußdorf die Burg dem Salzburger Domkapitel unter der Bedingung, daß sie abgebrochen werde, zu welchem Zwecke er noch zwölf Talente Silber beisteuerte. Ob der Abbruch dann wirklich erfolgte, ist nicht bekannt. Für das Salzburger Domkapitel war dieser Ort besonders wichtig, weil er den Zugang nach Steiermark hütete. Vom Salzburger Domkapitel wurde unter den Erzbischöfen von Eberhard II. (1200 — 1246) und Philipp Herzog von Kärnten die Burg Finstergrün neu erbaut. Die heute erhaltenen Überreste von Palas und Bergfrit stammen aus jener Zeit. Um diese Zeit wurde das Schloß auch Sitz des Pfleggerichtes und später, als der Bergbau an Ausdehnung zunahm, auch des Berggerichtes. Später wurde dann das Pfleggericht zu Ramingstein aufgehoben und mit der Hauptpflege zu Moosham vereinigt. Im Jahre 1600 gelangte der Besitz an die Kuenburger in Tamsweg. 1702 kam er als Lehen an die Gewerkenfamilie v. Wimbern zu Kendlbruck. Erzbischof Sigmund von Schrattenbach (1753 — 1771) wollte das sinkende Bergglück Ramingsteins nochmals heben, doch seine Bemühungen waren vergeblich. Im Jahre 1840 kam das Schloß samt Besitzungen und Bergwerken an Fürst Schwarzenberg.

Beim großen Waldbrande im Juli 1841, welcher sich vom Mißlitztal aus gegen Ramingstein hinzog, wurde die bereits dem Verfalle anheimgegebene Burg nun völlig zerstört. Im Jahre 1900 erwarb der ungarische Graf Alexander Szapary die verfallene Burgruine und begann sogleich mit einem Neubau. Da sich der Raum innerhalb der alten Burgruine als zu beschränkt erwies, um darin mit dem ganzen Haushalte dauernd Platz zu finden, so wurde dem alten ein neuer Bau angegliedert, der sich dem Stil nach genau dem früheren Schloßbau anpaßte. Graf Szapary starb aber, bevor das Schloß ausgebaut war, im Jahre 1904, so daß seiner Gattin die Aufgabe zufiel, den Schloßbau zu vollenden. Die Burg ist eine der schönsten des Landes und befindet sich heute noch im Besitze der Familie Szapary.


Quelle: Michael Dengg, Lungauer Volkssagen, neu bearbeitet von Josef Brettenthaler, Salzburg 1957, S. 86