Der Maunzteufel vom Haunsberg

Im Jahr 1532 wurde am Antheringer Haunsberg, und zwar im sogenannten "Maunzgraben", ein Untier von den Leuten gesehen. Die Menschen kamen fast nie in die Nähe dieses beinahe menschenähnlichen Wesens. So wurde eine große Fallgrube ausgeschaufelt, in der das "Tier" dann auch gefangen wurde. Es hatte Füße mit Hufen, einen Schwanz wie ein Löwe, die Mähne eines Pferdes, aber ein Gesicht wie ein Mensch. Ein Vollbart und ein Hahnenkamm auf dem Kopf vervollständigten dieses sonderliche Wesen. Es sah eher wie ein Teufel aus, darum nannten es die Leute "Maunzteufel". Da dieses Geschöpf jede Nahrung verweigerte und auch sehr menschenscheu war, verendete es bald darauf.

Ein in Stein gehauenes Abbild des Maunzteufels, welches in Hellbrunn bei Salzburg aufgestellt ist, soll die Wahrheit bezeugen, dass es dieses "Tier" gegeben hat.

Soweit die Überlieferung, die nun, im dritten Jahrtausend eine Korrektur erfährt: Irgendwann in den Zwanzigerjahren des 16. Jahrhunderts tauchte am Haunsberg - den man sich in der damaligen Zeit durchaus noch als ein in vielen Bereichen nur schwer zugängliches Urwaldgebiet vorstellen muss - ein seltsames Wesen auf, das von der Bevölkerung offensichtlich auf Grund seines häufigen Aufenthaltes im Bereich des Maunzgrabens als "Maunzteufel" bezeichnet wurde. Er wurde beschrieben mit gelblicher Hautfarbe, einem Hahnenkamm auf dem Kopf, einem bärtigen Menschengesicht, mit Krallen an den Extremitäten, sowie einem kurzen, behaarten Schweif. Nach dieser Beschreibung ist der Schluss zulässig, dass es sich bei diesem armen Geschöpf um einen Menschen mit starken körperlichen Behinderungen gehandelt haben muss, der sich entweder von selbst in die wilden Haunsbergwälder zurückzog oder aber im menschlichen Verband nicht geduldet, das heißt, ausgesetzt worden war. Im Jahr 1531 gelangte die Kunde von diesem "Fabelwesen" an den fürsterzbischöflichen Hof zu Salzburg. Vom damals regierenden Fürsterzbischof Kardinal Matthäus Lang wurde sodann der Auftrag gegeben, dieses Wesen einzufangen. Es wurde offensichtlich in einem Käfig über Anthering nach Salzburg transportiert und dort zur öffentlichen Besichtigung ausgestellt. Der "Maunzteufel" verhielt sich jedoch ausgesprochen scheu, verweigerte in der Gefangenschaft jegliche Nahrungsaufnahme und starb wenig später. Was mit seinen sterblichen Überresten geschah, ist uns nicht überliefert - er dürfte irgendwo im Nahbereich von Hellbrunn verscharrt worden sein.

Vielen Bewohnern nicht bekannt ist die Tatsache, dass neben der steinernen Skulptur, welche im Schloßgarten von Hellbrunn ein Abbild des "Maunzteufels" darstellt, eine zweite ebensolche im Park des Schloßes Klessheim aufgestellt war. Diese zweite Skulptur ist nun seit 1.7.2001 nach Anthering (in einer Nische der Friedhofsmauer), der Heimatgemeinde des Maunzteufels, als Dauerleihgabe des Landes Salzburg, zurückgebracht worden.

Die Gesichtszüge des Maunzteufels spiegeln das Bild eines traurigen, gleichgültig wirkenden und seinem Schicksal ergebenen Menschen in Gefangenheit wider. Es ist nun Aufgabe der Gemeinde Anthering als nunmehrige Besitzerin dieser Skulptur, einen Aufstellungsort festzulegen, der dem Schicksal dieses menschlichen Wesens - das mit dem Teufel nichts gemein hat - gerecht wird und ihm, wenngleich nur mehr in Stein, jenen Stellenwert zuzumessen, den ihm die menschliche Gesellschaft vor 470 Jahren verwehrt hat.

Quelle: Webseite der Gemeinde Anthering, Flachgau, Salzburg. Freundlicher Hinweis Ludwig H. Hofmann.