KRIEGSGESCHREI

Zuweilen tönt aus den Tiefen des Untersberges kriegerische Musik und Waffengeklirr, besonders bei herannahenden Kriegen. Wilde Ritter und Knappen auf feurigen Rossen, in glühenden Panzern und flammenden Waffen durchstürmen um Mitternacht die benachbarte Gegend und kehren mit Tagesgrauen wieder in den Berg zurück, dessen eherne Pforte zwischen den emporragenden, durchklüfteten Felsstücken (Öfen) beim Hallturm hinter den Trümmern der Burg Plain dem Wanderer nur selten sichtbar wird.


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Im Jahre 1807 wurde der Pförtner des Engpasses Lueg in der Nacht durch einen gewaltigen Lärm geweckt. Als er zum Fenster hinaussah, erblickte er eine unzählbare Schar von Untersbergmännlein gegen den Paß anrücken, welche stürmisch Durchlaß begehrten. Auf die pflichtgemäße Weigerung des Pförtners hätten sie tobend die Pforte gesprengt und seien durchgezogen. Der Pförtner wendete sich wegen dieses Vorganges an einen benachbarten Pfarrherrn mit der Bitte um Rat, ob er darüber an seine Vorgesetzten berichten oder ihn verschweigen solle. Man vermutet, es möchte ihm zu letzterem geraten worden sein.


Quelle: Huber, Nikolaus, Sagen vom Untersberg, Salzburg 1901, Nr. 49