MARIA VON DER HIMMELSPFORTE

In der Barockkirche der Elisabethinen zu Linz stand auf dem Hochaltar eine über 2 Meter hohe gotische Statue der „Maria von der Himmelspforte". Sie stammte aus altem Klosterbesitz und wurde vor mehr als 200 Jahren durch die Gründerin der Linzer Niederlassung vermittelt. Eine rührende Legende knüpft an dieses Gnadenbild an:

In dem heute aufgehobenen Elisabethinenkloster der Wiener Himmelpfortgasse versah einst eine junge, fromme, ungewöhnlich hübsche Nonne den Dienst der Pförtnerin. Ein edler Junker entbrannte in Liebe zu ihr und bestürmte sie, mit ihm zu fliehen und seine Gattin zu werden. Das junge Wesen gab schließlich dem Zuge des Herzens nach und folgte dem Geliebten hinaus in die Welt. Vorher aber kniete sie in ihrer Gewissensnot lange in der Klosterkirche vor der Statue der „Maria von der Himmelspforte", brachte der Gottesmutter ihr Herzensanliegen vor, bat sie um Hilfe und Gnade und verabschiedete sich demütig. Sieben Jahre lang war die einstige Nonne eine musterhafte Ehefrau und schenkte dem Gatten eine Reihe blühender Kinder. Da erschien ihr eines Nachts im Traume die Himmelskönigin und sprach vorwurfsvoll: „Hast du mich denn ganz vergessen?" Sogleich stand die Gräfin auf, raffte das Nötigste zusammen, küßte noch einmal all ihre lieben, schlummernden Kinder und eilte zurück ins Kloster. Als sie dort der Oberin und den Schwestern reuig ihre Flucht bekannte, traf sie nur auf Kopfschütteln und Unglauben. Niemand hatte sie vermißt, denn „Maria von der Himmelspforte" war all die sieben Jahre hindurch an Stelle und in Gestalt der Entflohenen an der Klosterpforte gestanden.


Quelle: Maria von der Himmelspforte. O.Ö.N. 1965, 264, 13. 11.; Linzer Volksblatt 1965, 280, 2. 12.

aus: Hans Commenda, Sagen in und um Linz, in: Oberösterreichische Heimatblätter, Jahrgang 21, 1967, Heft 3/4, S. 27 - 74.