DER TEUFEL UND DER IGNATIUSDOM

Der Teufel fürchtete die Jesuiten als seine erbittertsten Gegner. Als die Gesellschaft Jesu nun in den Jahren 1669-1676 die Ignatiuskirche erbaute, kannte seine Wut und Bosheit keine Grenzen; er bevorzugte die nächste Umgebung des neuen Gotteshauses für seine Streiche.

Besonders auf die Klosterfrauen hatte er es abgesehen. Die erschreckte er unter mancherlei Gestalten und jagte sie mit Vorliebe um den Dom herum. Auf einem Stein des Gehsteiges an der Nordseite des Alten Domes ist noch heute ein eingemeißeltes Kreuz zu sehen. Das ließen die Patres anbringen, um den Bösen zu bannen.

Einst schlich der Teufel wieder einmal um den Ignatiusdom, um sich nach neuen Opfern umzusehen. Dabei kam ihm unversehens eine heiligenmäßige Klosterfrau in den Weg. Eilig flüchtete er, um ihr auszuweichen, und sprang in das nächste Tor. Das war aber das Seitentor der Ignatiuskirche. So floh er denn noch schneller wieder aus dem Gotteshaus hinaus, als er hineingekommen war. Das verursachte einen so gewaltigen Luftzug, daß bis heute um den Alten Dom in Linz immer der Wind weht.


Quelle: Commenda Hans, Eigene Sammlung. Handschrift.
Depiny Adalbert, Oberösterreichisches Sagenbuch. Linz, 1932. S. 262, Nr. 247

aus: Hans Commenda, Sagen in und um Linz, in: Oberösterreichische Heimatblätter, Jahrgang 21, 1967, Heft 3/4, S. 27 - 74.