Vahexte Mili…

Schon lange ist es her, als eine Frau aus Taiskirchen zum Matthias nach Kriegen heiratete und an und für sich, ist eine Hochzeit doch meist etwas erfreuliches. Nur die Situation sieht etwas anders aus, wenn jemand einem die Hochzeit nicht vergönnt – sei es aus Neid oder Eifersucht. So ähnlich dürfte es auch damals gewesen sein. Am Hochzeitstag ging jenes Teufelswerk los, als die Dienstboten des Bauernhofes bemerkten, dass etwas mit der Milch nicht in Ordnung sei. Nicht aber erst durch langes herumstehen war sie nicht mehr zu gebrauchen, nein, sie kam bereits stinkend und grässlich aus den Eutern der Kühe. Noch größer jedoch war der Schaden denn die Braut zu tragen hatten, ihr waren über Nacht im ganzen Gesicht Warzen gewachsen. Sofort wusste eine alte Frau, die sich als Inhäuslerin auf dem Hof befand, was geschehen war – die Milch und die Frau standen unter einem schadhaften Zauber. Irgendjemand musste einen bösen Fluch über beide gesprochen haben, um gleich am Beginn der Ehe Schatten über diese zu bringen. Stille herrschte mit einem Male auf dem Hof und man bekreuzigte sich, die dunklen Mächte waren unter das Dach gelangt. Auch nach der Hochzeit ging es so weiter und man war ratlos. Erst nach ungefähr einer Woche erinnerte man sich an eine alte Hexe im Ort, die vielleicht Rat wüsste. Und das tat sie auch: sie mussten etwas Milch in einen Trog leeren und diese öfters mit einem Stallbesen fleißig umrühren und nach ein paar Tagen würden sie Besuch von einer alten Frau erhalten, deren Bitte sie auf keinem Fall ablehnen dürften. Und tatsächlich nach drei Tagen klopfte es plötzlich an die Haustüre und draußen stand eine alte, verkrüppelte Frau mit vielen hässlichen Warzen im Gesicht und bat um ein Stück Brot. Großzügig überreichte man ihr einen ganzen Laib davon, worauf sich diese herzlich bedankte und wieder im nahen Wald verschwand.

In der darauf folgenden Nacht verschwanden die Warzen der Frau im Gesicht und am nächsten Morgen gaben die Kühe wieder normale genießbare Milch. Vermutlich war das das letzte Mal, dass jene Hexe aus dem Wald bei den Menschen auftauchte. Niemand weiß wohin sie gegangen ist, sicher ist nur eines, sie könnte jederzeit wiederkehren.

Kommentar:

Vahexte Mili: Die Matthias-Bäurin von Kriegen war von Taiskirchen und hat nach Enzenkirchen geheiratet. Und am Tag ihrer Hochzeit wurde die Milch verhext. Sie war so grauslich das man nichts damit anfangen konnte. Da fiel den Bewohnern ein, dass eine alte Frau beim Hansel Franz auch die Geheimnisse des Hexens kannte, also fragten sie sie was sie tun sollten. Sie sagte ihnen sie sollen etwas Milch in einen Trog gießen und nach ein paar Tagen sollte sie Besuch erhalten von einer alten Frau die um etwas bittet. Und wirklich, nach ein paar Tagen kam eine alte Frau mit einem sehr hässlichen Gesicht das voller Warzen war und bat um ein Stück Brot. Sie gaben es ihr und sogleich war der Spuk vorüber. Der Frau verschwanden die Warzen im Gesicht und auch die Milch war wieder genießbar. Aufgezeichnet von Allmannsberger Mathilde nach einer Erzählung von Grüneis Rosa 2004.

Quelle: Roger Michael Allmannsberger, Sagen aus Enzenkirchen, Teil 2.