So a bleds Roß...

“Spü´ di´ und vaküh´ di´!” ist ein Spruch, den man auch heute in unserer Heimat noch des Öfteren antrifft – dass er aber noch nie so gepasst hat, wie auf die folgende Geschichte, das will ich euch jetzt beweisen, und im klassischen Märchenstil beginnen: Es war einmal in einem äußerst kalten Winter, als ein paar Bauern in Richtung „Scheibenbühel“ unterwegs waren, um Brennholz für ihre Häuser zu besorgen. Der lustigen Drei scherzten über dieses und jenes und hatten ihre größte Gaudi, erzählten ein paar Witze, einige blöde Sprüche fielen auch – und damit es ihnen nicht allzu kalt werde, hatte einer eine Flasche Schnaps dabei, um sich wenigstens von Innen heraus zu wärmen und die Mühen, der durch die hohen Schneewehen, doch etwas strapaziösen Wanderung etwas erträglicher zu machen. „Kreizkruzi, hätt´ ma do´ a Roß, dånn dat ma se scho´ a wengal oanfåcha!” tat mit einem Male einer der Drei seinen Unmut kund, als sie an der Kapelle in Kriegen vorbeikamen. „Jå Teifi nu´ amål, då is´ jå oans!” freute sich plötzlich der Zweite. „Dånn påck ma´s!“ beschloss der Dritte. Gesagt getan saß er schon auf dem Ross, das sich nicht im geringsten dagegen wehrte – der Zweite und Dritte folgten ihm – es war ein stolzer, pechschwarzer Rappen, und insgeheim dachte schon jeder der Drei daran, wie er sich diesen später unter den Nagel reißen könnte. Genauso stolz es aber war, so unheimlich wurde es bald, denn kaum tat das Ross den ersten Schritt, kam es dem Hinteren der Drei so vor, als sei das Pferd im gleichen Moment gewachsen. „I moan i spinn!“ sagt er. Beim nächsten Schritt bemerkte es aber auch der Zweite: „Himmelfix Halleluja! I moan i tra´m!” fluchte der Zweite – und es folgten der dritte, vierte, fünfte, usw. Schritt des Pferdes, und jedes Mal wuchs es. Erst jetzt meldete sich der Dritte zu Wort: „Då soidst ned deppert werd´n? Scheiß mi´ ån!“. Es half aber alles nichts – es ging dahin mit den Dreien, dem „Spinnat´n“, dem „Tra´mhappat´n“ und dem „Deppert´n“ – und das Ross wuchs und wuchs und wurde ihnen immer unheimlicher. Schon waren sie mitten im nächsten Wald, als einer der Drei endlich die richtigen Worte fand: „Um God´s Wüll´n!“ sagte, der Rappen sie abwarf und er wie der Blitz und von lautem Schnalzen begleitet im Dickicht verschwand. „Mia scheint, då håma nu´ amål a Masel g´hå´t!”. Das hatten sie sehr wohl, denn der Rappen war der Teufel gewesen und erst durch die Beschwörung Gottes durch „Um God´s Wüll´n!“ hatten sie ihre Seelen gerettet, ansonsten wäre er wohl mit ihnen direkt in die Hölle gefahren. Aus Dank an dieses Ereignis errichteten die drei Bauern ein altes Holzkreuz, das bis vor wenigen Jahren noch neben der Straße von Kriegen nach Oberau zu sehen war, an dessen Stelle jetzt aber ein Metallkreuz steht. Der Teufel, in Gestalt des Rappens, hat sich seither nicht mehr sehen lassen. „Godseidånk!“.

Quelle: Rosa Grüneis 2004.
Roger Michael Allmannsberger, Sagen aus Enzenkirchen, Teil 1.