Teiflsweiher...

Wie über so manche andere Ortschaft auch in der Umgebung, gibt es über Ruprechtsberg eine kleine Begebenheit zu erzählen. Vor nicht allzu langer Zeit war diese Geschichte wohl noch vielen Leuten präsent, heute kennt sie wohl noch kaum jemand. Vielleicht war sie manchen zu gruselig, sodass man sie lieber vergessen hat. Es könnte aber auch sein, dass man ihr in unserer von der Wissenschaft geprägten Zeit keinen Glauben mehr schenken wollte. Ein anderer Grund könnte sein, dass die für die Geschichte notwendige Lokalität heute nicht mehr vorhanden ist.

Eigentlich weiß kaum noch einer, wenn man sich überhaupt an diese Geschichte erinnert, mit Sicherheit zu sagen, wann sich dieses Ereignis zugetragen haben musste; also könnte es schon vor ewigen Zeiten, oder aber erst Gestern gewesen sein. Sicher ist, dass es noch in einer Zeit war, in der man von Technik im heutigen Sinn kaum etwas wusste. Damals muss sich oben unweit der Ortschaft Putzing ein kleiner Weiher befunden haben. Von dort ging in diesen Zeiten ein unheimliches Grauen aus von dem anfangs Keiner zu sprechen wagte und daher auch nur ein paar Eingeweihte davon wussten. Eventuell war der Grund, weil Keiner mehr wusste, wer jenen Weiher angelegt hatte und auch nicht wem er gehörte – fast so, als wäre er schon immer da gewesen. Im Grunde kann man auch kaum mehr von einem Weiher sprechen – eine dunkle, abgestandene Brühe befand sich in der Lacke und ein blasphemischer Gestank stieg von dessen Grund empor, verpestete die Umgebung und brachte den Menschen Übelkeit.

„Teiflslacka“ nannte man den Weiher bald, und die Bewohner von Putzing wussten, dass dieses Wort nicht einmal so abwegig war; erzählten sie sich doch, dass in dunklen, stürmischen Nächten der Teufel selbst die ganze Nacht hindurch mit einem pechschwarzen Rappen rund um die Lacke ritt, als würde er höchstpersönlich einen Eingang zur Hölle bewachen. Irgendetwas schien er zu planen glaubten sie und deswegen seine Reiterei. Vielleicht hing alles auch mit den alten Geschichten zusammen, dass angeblich ganz Ruprechtsberg von Höhlen und Geheimgängen unterminiert sein soll. Schon des Öfteren sei man bei diversen Bauvorhaben auf Eingänge in diese unterirdische Welt gestoßen, jedes Mal aber verschüttete und verschloss man diese wieder, so schnell es nur möglich war; wusste man doch nicht, was einem aus dem unterirdischen Reich alles erwarten könnte. In einer Zeit in der man noch sehr stark vom Aberglauben geprägt war also auch kein Wunder, hätten doch irgendwelche Zwerge oder andersartige unterirdische Wesen an die Oberfläche gelangen und den Menschen Unheil zufügen können. Lange Zeit schwiegen die Bewohner, in der Hoffnung der Spuk würde eines Tages schon wieder aufhören; aber sie war vergebens, der „Wahrhaftige“ dachte nicht daran zu verschwinden und ritt weiterhin seine Runden. So ruhig wie er sich anfangs noch verhielt, so lauter fluchte und schimpfte er später und schmetterte die blasphemischsten Flüche zum Himmel; sodass die Menschen schon glaubten, alleine die Tatsache dass man diese vernahm stoße die eigene Seele in den tiefen Schlund der Hölle. Es musste also etwas gegen diesen „Lästerer“ unternommen werden. Man gestand sich selbst ein, dass man mit seiner Weisheit endgültig am Ende war und dass man wohl doch lieber den Pfarrer um Rat fragen sollten, war er doch für solche Dinge ausgebildet. Also traten einige von den Bewohnern Putzings Auserwählte an den Geistlichen heran und erzählten ihm alles was vorgefallen war. Der musste erst mal drei Mal runterschlucken und bekreuzigte sich ebenso viele Male. Sicherlich glaubte er ihnen, aber um eine endgültige Entscheidung treffen zu können, musste er sich das Spektakel mit eigenen Augen ansehen; und so geschah es auch. In der nächsten schwarzen, stürmischen Nacht näherte er sich mit zwei der Putzinger Bauern dem Spuk, und in der Tat, um Punkt Mitternacht begann das Wasser, wenn man es noch so nennen konnte, stark zu brodeln an, als würde es kochen. Stark schwefelhaltige Gase entstiegen der Lacke und es dauerte auch nicht lange, als ein schwarzer Rappen mit einem schwarzen Reiter aus der Lacke hervor sprang und langsam damit begann um diese herum zu reiten. Diesmal waren es aber keine abscheulichen Flüche, die er zum Himmel schickte, sondern es war irgendein Gemurmel in einer dem Pfarrer unbekannten Sprache. Eine ganze Weile lang hörten sie hin, als der Pfarrer bemerkte, dass es das „Vater unser“ in Latein, nur rückwärts gelesen, vor sich her sagte. Es musste wohl der Beginn einer größeren satanischen Zeremonie gewesen sein; und diese musste gestört werden. Daher zögerte der Priester auch nicht lange, ergriff das Fläschchen Weihwasser, dass er zur Sicherheit mitgenommen hatte und schleuderte es samt Inhalt vor die Hufe des schwarzen Rappen, der sogleich laut aufwieherte, sich aufrichtete und zurück in die Lacke sprang. Seit jener Nacht sah man den Teufel nie mehr, nur eines erinnerte noch an seinen Spuk. Egal welches Holz, ob groß ob klein, dass man in die Lacke schmiss, jedes ging unter und keines konnte sich, wie es eigentlich für Holz üblich wäre, an der Oberfläche halten. Einige Jahre schlummerte dieser Weiher noch bedrohlich und unheimlich vor den Augen der Bewohner Ruprechtsbergs, aber, obwohl der Spuk zu Ende war, ging man davon aus, dass er jederzeit wieder von neuem beginnen könnte, daher beschlossen sie diese Lacke zuzuschütten, auf dass dieses Tor in die Unterwelt auf ewig verschlossen bleibe. Sie wagten nicht einmal die Lacke vorher trocken zu legen, denn wer weiß, auf welche abscheulichen Perversionen sie dabei eventuell gestoßen wären. Man wollte davon nichts wissen und versuchte auch so gut wie möglich jene Ereignisse zu verdrängen. Es gelang auch. Trotzdem, so sagen die Alten, kann man auch heute noch leicht herausfinden, wo sich diese Lacke befunden hat, denn nach all den Jahren oder Jahrhunderten, zieht es heute noch pechschwarze Haustiere egal welcher Gattung in den dunkelsten und stürmischsten Nächte zu jenem Ort, den sie dann die ganze Nacht umkreisen.

Quelle: Samhaber Maria, o. J.
Roger Michael Allmannsberger, Sagen aus Enzenkirchen, Teil 1.