Mett´nåcht...

Dass die Zwölfnächte und hier besonders die Weihnachtsnacht eine Zeit sind, in der die Grenze zwischen dem Diesseits und dem Jenseits verschwimmt ist wohl den meisten bekannt – und daher ist es auch verständlich, dass sich diese Nächte seit alten Tagen dazu eigneten auch den dunklen Mächten zu huldigen. Es gäbe eine ganze Litanei von Aberglauben, die mit diesen Nächten in Verbindung stehen und damit verbunden auch viele Geschichten zu erzählen, so wie die folgende: Es war Weihnachtsabend, und in einem Bauernhaus in unserer Umgebung machten sich die Hausleute daran sich auf den Weg in die Christmette zu machen. Die „Weiber“ kleideten zuerst die Kinder und dann sich selbst in dicke Winterkleidung, denn der Weg zur Kirche war weit und der Winter grimmiger als in den Jahren zuvor. Die „Kunten“ hingegen, die schon den ganzen Nachmittag gesellig beisammen saßen und auch schon dementsprechend Most und Schnaps konsumiert hatten, beschlossen dieses Jahr nicht in die Mette zu gehen, denn bei dieser Kälte würde sie, so behaupteten sie mit aufgeblähter Brust, nicht einmal der Teufel aus der Stube vertreiben können. Die Frauen bekreuzigten sich wegen dieses ziemlich blasphemischen Gedankens und machten sich auf den Weg in Richtung Mette. Derweil wurde es bei den Männern immer Geselliger, ein Stamperl Schnaps nach dem anderen kippten sie sich runter und einer der Knechte holte aus dem „Tischladl“ Schnapskarten hervor und sie begannen zu „Kartln“. Eine Partie jagte die andere, und auch die Leber kam nicht zu kurz. Mit der Zeit begannen die Ersten zu fluchen, wenn das Spiel nicht so verlief, wie sie es sich wünschten. So ging das eine Weile dahin, als plötzlich ein lautes Klopfen an die Glasscheibe eines Stubenfensters ertönte. Die Männer erschraken kurz, sahen aus dem Fenster – aber außer dem dichten Schneetreiben war nichts und niemand zu sehen. Einer der Knechte behauptete, dass es wohl ein blöder Vogel gewesen sei, der gegen die Scheibe geflogen war und das heitere Treiben ging weiter. Mit einem Male verstummte einer der Knechte und lief im Gesicht blass an. Die Anderen erkundigten sich, was denn los mit ihm sei, aber der sagte kein Wort, griff zur Schnapsflasche, füllte sich ein Stamperl und kippte den Schnaps runter. Erneut erkundigten sich die Anderen, aber wieder ein Schweigen. Der blasse Knecht schmiss seine Karten auf den Tisch und die Runde sah, was geschehen war. Unter die Schnapskarten hatte sich eine andere gemischt, nur woher sie kam wusste keiner – auf ihr befand sich das Abbild eines schwarzen Bockfußes und drei Kratzer zogen sich quer über das Blatt. Der Teufel hatte ihnen ein Zeichen gegeben. Eiligst sprangen sie vom Tisch auf, zogen sich schnell an und eilten so schnell sie konnten in die Christmette, sodass sie noch rechtzeitig zur Wandlung ankamen. Hatte es der Teufel doch geschafft sie noch in die Kirche zu bringen. Der Knecht, der die Karte des Teufels bekam verstarb im nächsten Jahr – und seither wurden in dem Bauernhaus nie mehr die Spielkarten angerührt.

Quelle: Samhaber Maria o. J.
Roger Michael Allmannsberger, Sagen aus Enzenkirchen, Teil 1.