Håbergoaß...

Heutzutage ist die „Håbergoaß“ zwar nicht mehr jedem ein Begriff, aber doch einigen. Ich kenne sie noch von den „Kramperlumzügen“ in früheren Tagen, in denen sie immer dabei war. Sie kam mit den Kramperl ins Haus, kroch unter den Küchentisch und zwickte und sekkierte von dort aus die Leute. Diese „Håbergoaß“ war aber nur noch ein Abklatsch von jener „Håbergoaß“ der alten Zeiten. Unter dieser Verstand man nämlich ein gespenstisches Wesen das im Wald hauste, grässliche Hörner und einen langen Ziegenbart hatte. Nur wenn irgendeinem Haus ein Unglück bevorstand verließ es die dunklen Wälder und kündigte dieses durch lautes Geschrei in der Nacht an. Die „Håbergoaß“ lebte angeblich in den Wipfeln der Bäume und es gibt viele Bericht über sie. Oft wissen die Leute heute nicht mehr, dass es die „Håbergoaß“ war, die sie heimgesucht hat. Eine Frau erzählte, dass sie in der Nacht als ihr Schwiegervater verstarb einen grässlichen Vogel laut vor ihrem Schlafzimmerfenster aufschreien hörte. Oft verstehen die Leute unter der „Håbergoaß“ auch den Todesvogel, der in neueren Erzählungen häufiger auftritt. Von einem Mann habe ich erfahren, dass die Tage und Nächte bevor seine Großmutter verstarb, eine grässliche, schwarze Gestalt in einem Baum im Garten saß und laut schrie. Er nannte die Gestalt auch „Totenvogel“, wenn er auch betonte, dass die Gestalt nicht unbedingt die Form eines Vogels hatte. Auch hier hat sich wohl die „Håbergoaß“ gezeigt!?

Quelle: Pfarrchronik Enzenkirchen.
Roger Michael Allmannsberger, Sagen aus Enzenkirchen, Teil 1.