DER BÄCKERSTEIN

Oberhalb Hachelham liegt ein verwitterter Stein halb im Erdreich vergraben. Er wird Bäckerstein genannt. Er ist aus Quarz, einige Ecken sind abgeschlagen, doch scheint eine Art Krückenkreuz in den Stein gehauen zu sein. Bei dem Bauern gilt er als Dreimarkstein. Niemand wagt, ihm zu entfernen, weil sonst den Täter Strafe treffen würde. Vom Stein selbst erzählt man, daß dort einmal drei Bäcker zu Tode gekitzelt wurden.Der Volksüberlieferung nach wäre der Stein zur Erinnerung an 3 Bäckergesellen errichtet worden, die einander an dieser Stelle zu Tode gekitzelt hätten, weil ihre Brote zu klein geraten waren (die Vertiefungen werden als Abformungen von Brotlaiben gedeutet). Vermutlich Umdeutung von Becken- (Vertiefung)-Stein in Bäckerstein. Der Stein gehört zum Hof Wötzinger.

Quelle: Hauschronik des Hofes Wötzinger


Der Bäckerstein in Hartkirchen, im Hintergrund der Wötzingerhof © Harald Hartmann

Der Bäckerstein in Hartkirchen, im Hintergrund der Wötzingerhof.
© Harald Hartmann, Mai 2010

 

Am Wege von Aschach nach Haibach liegt der Bäckerstein, nach dessen Vertiefung einst das Brot gemessen wurde. War das Brot zu klein, wurde der Bäcker getümpfelt. Auf dem Stein soll ein Mann zu Tode gekitzelt worden sein, seinen Angstschweiß verwendete man zur Giftbereitung, deshalb heißt es: "Am Bäckerstein klebt Blut."

Quelle: Dr. Albert Depiny, Oberösterreichisches Sagenbuch, Linz 1932, S. 392, Nr. 179


Hintergrundinformationen aus Volkskundlicher Sicht:

Unterhalb des Bäckersteines liegt das Mauthäusel in Hachelham. Der Name dieses Hauses erinnert an die alte Straße, die vieleicht seit Römerzeiten von Hartkirchen beim Bäckerstein vorbei in die Holzgasse aufwärts führte. Sie kam an der Wötzingerkapelle vorbei, dann sind noch etliche Holwege zu verfolgen, bis wir auf dem Sattel des Senbühels angelangt sind, der das Aschachertal von Norden her begrenzt. Auf dem Sattel finden wir seltsame Erdhaufen, die niemals durchgraben wurden.Wir wandern an der Wötzigerkapelle vorbei, können die Fortsetzung der Altstraße unterhalb des Lemberger- Grabner- und Wiesingergutes gut erkennen und landen schließlich im hochgelegenen Haibach. Schon die zahlreichen alten Kapellen beweisen, daß der Straßenzug ein wichtiger war. An alten Straßen waren oft Galgen aufgerichtet, sei es als Hoheitszeichen (wir befinden uns im Schnittpunkt der Herrschaften Stauf, Schaumburg und Aschach), sei es als Zeichen einer alten Richtstätte. Hachelham ist richtig das Heim des Henkers. Der Name Bäckerstein hat mit dem ehrsamen Bäckergewerbe gar nichts zu tun. Sein Name leitet sich vielmehr von becken her.D as Zeitwort becken bedeutet schlagen, stoßen, strafen, schneiden. Wecus und Prietze leiten die Namen der vielen Bäckerberge von bocca, beck oder bucki ab. Alle diese Wortbildungen bedeuten der,"Mund der Bauernschaft", als eine uralte Thing statte.Die vielen "Bach"- Namen, die wir in Oberösterreich finden, sind nur zum kleinen Teil von Flußbache abzuleiten, vielmehr hängen sie mit becken, in der Bedeutung eines Wohnsitzes zusammen. Nun wird uns auch der Sinn der alten Sage von den zu Tode gekitzelten drei Bäckern klar. Eine alte Richtstätte aus der Zeit der mittelalterlichen Herrschaften und in noch früherer Zeit eine Germanische Thingstätte.

Quelle: Dr. Schmotzer, der Bäckerstein in Hartkirchen, Welser Zeitung, Jg. 1935, Freitag 13. September, Nr. 37, S. 17 u. 18.