HEXEREI

In Hörsching lebte einst eine Bäuerin, die als Hexe verrufen war. So manches wurde ihr nachgesagt:

Lieferten die Bauern Milch zur nahen Bahn, so mußten sie an ihrem Haus vorbei. Meist stand die Bäuerin vor der Tür und winkte ihnen zu. Die Lieferanten konnten sicher sein, daß ihnen jetzt Milch in der Kanne fehlte.

Schmalz und Butter brauchte die Hexe nicht rühren. Sie öffnete das Ofenrohr und schrie:

»Wuli! Wuli! Wuli!«

Sogleich hüpften Kröten heraus und spien Schmalz und Butter in bereitgestellte Töpfe. War die Hexe im Dorf nicht beliebt, ihre Krapfen aus Krötenschmalz waren es allemal. Ein Knecht, der bei der Bäuerin in Diensten war, versteckte sich einmal in der Stube und sah dem Krötenzauber zu. Erst als die Leute erfuhren, woher das Schmalz kam, rührten sie die Krapfen nicht mehr an.

Früher war den Leuten bekannt, daß Hexen in der Mettennacht weder in die Kirche durften, noch in der Stube bleiben konnten. Sie mußten diese Nacht im Freien verbringen. Ein paar junge Burschen waren auf dem Weg in die Mette und kamen an einem Wegkreuz vorbei. In der Nähe saß eine alte Frau.

Einer der Burschen sagte: »Schon wieder so eine alte Hexe! «

Da flogen ihnen plötzlich einige Messer nach. Nur mit Mühe entgingen sie der Gefahr und ihre Hosen und Socken waren zerrissen und verschmutzt.

Einem Bauer in Hörsching verhexte sie den Stall. Die Tiere wurden alle krank und einige starben. Eines Tages fand der Bauer im Zaun des Hausgartens einen Kälberfuß in Papier gewickelt. Auf dem Papier waren mit dem Kälberblut seltsame Wörter geschrieben. Der Bauer besprengte den Fund mit Weihwasser und grub ihn hinter dem Haus ein. Ab diesem Tag war es mit dem Unglück im Stall zu Ende.

Viele Jahre später wurde die Hexe aus einem nahen Tümpel tot geborgen. Der Teufel hatte sie geholt und den Leichnam ins Wasser geworfen.


Quelle: Hörsching bei Linz, Hexerei, in: Das Hausruckviertel in seinen Sagen, herausgegeben von Erich Weidinger, Weitra 1996, Seite 66