HALLSTATT

I.


An der Stelle, wo sich heute der Hallstättersee ausbreitet, stand ehemals eine große Stadt: Cervusan, beherrscht vom mächtigen Schlosse Stutato. Die Bewohner beschäftigten sich mit Acker- und Bergbau. Man fand nicht nur Eisen in der Nähe der Burg, sondern auch Blei, ja selbst Silber und Gold, wie dies heute noch der Name "Goldbach" beweist, der unweit fließt. Aber der Wohlstand verdarb die Leute von Cervusan und Gott ließ sie zur Strafe mitsamt ihrer Stadt im Wasser versinken, das aus einer unterirdischen Quelle emporsprudelte. Das stolze Schloß aber fiel in Trümmer.

Hallstatt, © Wolfgang Morscher

Hallstatt und Hallstätter See
© Wolfgang Morscher, 25.07.2001


II.


Um den Kreuzstein bei Hallstatt tanzen im Mondenschein drei Feen, welche die Schluchten des benachbarten Berges, Echernwand geheißen, bewohnen. Wunderschön, aber sehr böse, lieben sie es nicht, in ihrer schimmernden Blöße gesehen zu werden. Ein junger fürwitziger Müller, so erzählt man, folgte einst den "wilden Jungfrauen" bis in ihr Versteck, ward von ihnen ergriffen und über die Felsen hinabgeschleudert.


Nach Auguste Marguillier, "A travers le Salzkammergut", 1896 in:
Hans Commenda, Zur Volkskunde des Salzkammergutes vor fünfzig Jahren, in: Volkskundliches aus Österreich und Südtirol, Hermann Wopfner zum 70. Geburtstag dargebracht, Hg von Anton Dörrer und Leopold Schmidt, Wien 1947.