VOM VERGELTSGOTT

Ein armes Weiblein kam zu einem Fleischer und verlangte ein Stückchen Fleisch. Der Metzger fragte die Frau, ob sie es auch bezahlen könnte. Die Frau meinte, sie hätte kein bares Geld, sie könne dafür ein Vergeltsgott rückgeben. Da lachte sie der Metzger aus. Das Weiblein machte ihm den Vorschlag, soviel Fleisch zu geben, wie ein solcher Dank wiege. Der Fleischhauer war einverstanden. Das Weib schrieb das Wort auf ein Blatt Papier und legte es in die Waagschale. Der Metzger warf ein Stückchen Fleisch in die andere Schale und erwartete, daß diese nun tief sinken werde. Wie war er aber erstaunt, als sie emporschnellte und er ein großes Stück nehmen mußte, bis die Fleischwaage zum Sinken gebracht werden konnte. Er schenkte dem Weiblein das Fleisch und merkte sich diese Lehre.


Quelle: Adolf Bocksleiter, Ein Heimatbuch, Seewalchen 1929, Seite 65