11. Von Hexen und von Zauberei.
4. Allerlei zauberkundiges Volk [290 - 350].

290. Der Bart zu Igling, Pfarre Taufkirchen, war ein verwegener Mensch mit übermenschlicher Stärke. Er hatte viele Mordtaten auf dem Gewissen. Wenn er in ein Haus kam und rief: "Ich bin der Bart zu Igling", zitterte alles. Wiederholt war er schon gefangen genommen und gefesselt fortgeführt worden. Aber immer gelang es ihm, abzuspringen und den grünen Wasen zu berühren, sogleich war er dann unsichtbar. Schließlich ließ sich sein Schwager zum Verrat bereden. Er lockte ihn auf einen Steg und als sie in der Mitte waren, sprangen von beiden Ufern Häscher herzu. Bart konnte nun nicht mehr aus, er wurde gefangen und gerichtet.

*291. Als einst in Leonfelden Freitanz war, kam der Bäckertoni ohne Tänzerin. Er wurde darüber geneckt, ging hinaus und kam bald darauf mit einem Mädchen herein, das drei Stunden weit weg in der Süßmühle daheim war. Das war so zugegangen: Sie war schon im Bett, aber der Jägertoni, ein Freund des Bäckertoni, klopfte sie heraus. Sie warf den Kittel um und ging hinaus. Weil der Toni jedoch nicht bis zur Dachtraufe ging, ging sie darüber hinaus. Da trug er sie aber auch schon als Bock pfeilschnell durch die Lüfte am Hochgericht vorbei, wo es von feurigen Männnern wimmelte, zum Wirtshaus in Leonfelden. Die Wirtstochter gab ihr die nötigen Kleider, nach dem Tanz kam sie auf dem gleichen Weg wieder zurück.

292. Beim Jagerl in Moos in Waldzell raubten Zigeuner einen vierjährigen Knaben. Er wuchs in der Zigeunerbande auf. Mit ungefähr vierzehn Jahren kam er mit den Zigeunern, die Pferde handelten, nach Ried. Er hörte von zwei Bauern den Namen "Wieser" und erinnerte sich, daß er als Kind oft zu einem Wieser hinübergelaufen sei. Die beiden Bauern halfen ihm, so daß er entlaufen konnte und daheim erkannten sie ihn an einem Mal.

Später wurde er selber der Jagerl in Moos und stand im Ruf einer großen Zauberkunst. Einst übernachteten Zigeuner in seinem Stadel und machten ein großes Feuer an, ohne daß das Stroh umher und die herabhängenden Spinnweben Feuer fingen. Der Jagerl trug aber in einer Reiter Wasser herbei und löschte das Feuer. Er konnte also mehr als sie.

Einer Frau fiel einmal an einem Festtage die einzige Kuh im Stall um. Voll Angst lief sie zum Jagerl um Hilfe; als sie die Tür aufmachte, hatte er ihr den Rücken zugewendet und las in einem großen Buch. Er konnte sie nicht gesehen haben, aber ohne sich umzudrehen, sagte er: "Geh nur wieder heim, die Kuh ist schon wieder gesund." Und so war es auch.

293. Ein Nachbar des Zauberers Jagl bekam im Daumen den Beißer, der Arzt konnte nicht helfen. Den Rat aber der Freunde, zum Jagerl zu gehen, wollte er nicht befolgen, weil er mit ihm verfeindet war. Schließlich zwang ihn aber doch der Schmerz dazu. Der Zauberer ließ ihn zwei Stunden in der Stube sitzen, ohne mit ihm ein Wort zu sprechen. Als aber der Nachbar vor Schmerzen laut aufstöhnte, erbarmte er sich und sagte: "Heute Nacht wirst du noch viel leiden müssen, aber komm morgen wieder, dann will ich dich heilen." Am nächsten Morgen ging der Nachbar zum Jagerl, mit einemmal war die Krankheit wie weggeblasen.

*294. Jagl wurde von den Herren von Pernstein ergriffen und in den Erker gebracht, der am weitesten vom Schlosse hinausragt. Am anderen Morgen aber war er verschwunden. Man wußte aber, daß der Jagl oft mit einem Mädchen aus der Nähe zusammenkam, und bestach sie. Sie entlockte ihm auch wirklich sein Geheimnis: Er hatte einen Zaubergürtel um, der ihn beim Sprung in die Tiefe beschützt hatte. Bald darauf wurde der Jagl wieder eingebracht, man brachte ihn auf denselben Erker, nahm ihm aber dieses Mal den Gürtel. Abermals versuchte er zu entspringen, kam aber zerschmettert unten an. Den Gürtel und Teile der Kleidung bewahrte man im Schlosse auf. Nach einer anderen Überlieferung entkam der Jagl doch noch, wurde aber bald darauf im Salzburgischen ergriffen und hingerichtet.

*295. Georg Khaberger, ein Spießgeselle Jagls, ließ einmal ein volles großes Weinfaß durch neun Krebse den Kirchhamerberg hinaufführen.

296. Ein gefürchteter Räuber im Mühlviertel war der Drucker Franzl, denn er war hieb- und kugelfest. In Böhmen soll er schließlich mit einer Glaskugel erschossen worden sein, eine andere hätte ihn nicht getroffen.

*297. Ein Weber ging mit Waren bepackt von Neuhofen nach Steyr. In Hart kam ein Knabe zu ihm, nannte ihn beim Namen und fragte ihn um seine Geschäfte. Der Weber war über die mannbaren Reden des Knaben erstaunt und fragte ihn, wer er sei. Da "verstaltete sich" der Knabe in Mannesgröße und sagte: "Ich bin der Diener Hansl!" Der Weber erschrak, daß er es mit dem berüchtigten Räuberhauptmann zu tun hatte und bat ihn, er möge ihn verschonen. "Dir soll nichts geschehen! Gehe nur hin, wo du willst!" sagte der Räuberhauptmann und verschwand im Walde.

*298. Einmal wurde ein reueloser Verbrecher gehenkt, viele Zuschauer waren zugegen, drohend rief er ihnen zu: "Wårt's ös, i will mi heut scho noh an enk rächn!" Während er am Galgen starb, stieg ein furchtbares Wetter auf, nur die zunächst wohnten, konnten noch die Häuser erreichen, alles Getreide, selbst das junge Obst und Gras wurde in den Boden geschlagen.

299. Vom Anbinden oder Angfrern war einst viel die Rede. Zauberkundige Leute bannten besonders Diebe und fahrendes Gespann an den Platz.

Beschien einen angebundenen Dieb, ehe er erlöst wurde, die aufgehende Sonne, so blieb von ihm nur ein Häufchen Asche zurück und er war auf ewig verloren. Besonders Fuhrleute kannten aber mancherlei Gegenzauber gegen das Anbinden.

300. Um 1860 verstanden ein Wagner in Pabneukirchen und ein Rauchfangkehrer in Schwertberg das Anbinden.

*301. Auch ein Pfarrer von Feldkirchen i. I. verstand sich aufs Anbannen. Als einst Diebe einen Wagen volluden, konnten sie nicht wegfahren und mußten die Sachen wieder abladen.

302. Ein Wirt aus der Haslacher Gegend fuhr mit einer Ladung Bier von Linz heim, dabei überraschte ihn die Nacht und er mußte in der Finsternis durch das Toiflhölzl bei Haslach. Plötzlich blieben die Pferde stehen und waren nicht mehr zum Weiterbringen. Erst am Morgen war der Bann vorbei und der Fuhrmann konnte heim.

*303. Ein Schmied in Steinerkirchen i. Tr. konnte die Fuhrleute anbinden. Eines Tages kam ein besonders stolzer Fuhrmann vorbei. Der Schmied sagte: "Wirst auch heute nicht mehr gar weit fahren mit deiner Kraxe!" Der Geneckte antwortete: "Zu dir komme ich nicht, daß du mir helfen sollst!" Am nahen Berg blieb er aber angebunden stecken und kam nicht los. Er mußte zum Schmied zurück und ihn bitten, den Bann zu lösen.

*304. Vor mehr als hundert Jahren konnte ein Bauer in der Eferdinger Gegend durch ein Zauberbuch den Leuten verschiedene Bosheiten antun. Er nahm den Pferden die Kraft, übertrug sie auf sich, so daß er bei einer Rauferei jedes Wirtshaus ausräumte. Auch das Anbannen verstand er. Mit seinen beiden Nachbarn wettete er einmal, daß er später fortfahren und doch früher in Brandstatt sein werde. Die zwei fuhren schon um zwei Uhr früh fort, am Frahamerberg kamen sie auf einmal nicht weiter. Der Bauer, der erst um sechs Uhr vom Haus abfuhr, kam an ihnen vorbei, ohne ein Wort zu sagen. Erst dreiviertel Stunden später gingen die Pferde wieder. Längst war der Bauer schon in Brandstatt.

*305. In Steinhaus bannte ein Dachdecker vom Hausdach herab einen Fuhrmann fest. Gutmütig verlangte der, weitergelassen zu werden. Als ihn aber der andere vom Dach herab auch noch verspottete, schlug er mit einem Stein die erste — oder wie es auch heißt, die siebente oder neunte — Speiche aus dem linken Hinterrad. Im selben Augenblick fiel sich der Dachdecker zu Tode.

306. Als der Ottnanger Kirchenturm gebaut wurde und sich rundherum das Gerüst befand, kam ein Fuhrmann vorbei. Ein Maurer auf dem Gerüst band ihn an. Der Fuhrmann hatte sich aber vom Wagner in eine Radspeiche ein Kreuz einbrennen lassen und rief zum Gerüst hinauf: "Maurer, spiel dich nicht, ich habe was bei mir!" Der Maurer glaubte es nicht und hörte auch nicht auf eine zweite Mahnung. Da ergriff der Fuhrmann ein Beil und schlug die Speiche mit dem eingebrannten Kreuz durch. Sofort fiel der Maurer vom Gerüst herab und war auf der Stelle tot.

307. Vor hundert Jahren fuhren von den Kohlengruben im Hausruck schwer beladene Wagen mit Kohle nach Gmunden, als Rückfracht hatten sie häufig Salz. Gerne rasteten die Fuhrleute beim Hagerwirt in Attnang. Einmal hielt auch wieder solch ein Fuhrmann Rast, als er aber weiter wollte, war der Wagen angebannt. Er vermutete den Banner unter den Anwesenden und bat in der Wirtsstube, man solle ihn doch fahren lassen. Als auch eine zweite Bitte und eine angefügte Drohung nichts half, nahm er das Handbeil vom Wagen und schlug die mit einem Kreuz versehene Speiche des rechten Vorderrades durch. Dies war immer die erste Speiche, die der Wagner einfügte. Der Fuhrmann konnte sogleich weiter, in der Wirtsstube lag aber ein wandernder Handwerksbursche mit gespaltenem Bein am Boden. Der alte Spruch hatte sich bewahrheitet:

Bann ohne Not
Bringt Beinbruch und Tod.

*308. Ein Fuhrmann rastete mit seinem schwer beladenen Wagen in einem Wirtshaus, in dem gerade eine große Bauernhochzeit gehalten wurde. Als er wieder anspannen wollte, brachte er die sonst gutmütigen Pferde nicht an den Wagen. Weil er erkannte, daß es ihm jemand angetan hatte, ging er hinauf in die Tanzstube und bat, wer es getan habe, solle von diesem frevelhaften Tun ablassen, damit es kein Unglück gebe. Er wurde aber ausgelacht. Erzürnt nahm er nun eine Hacke, auf der neun Kreuze und neun Halbmonde eingraviert waren, aus dem Wagen, murmelte einen Spruch und schlug dabei eine bestimmte Speiche am rechten Vorderrade durch. Der Bann war gelöst, unter den tanzenden Hochzeitern stürzte aber einer zusammen, er hatte den rechten Fuß gebrochen.

309. Ein Fuhrmann fuhr von einer Tanzunterhaltung in Prägarten heim, an der Stelle des heutigen Friedhofes blieb aber der Wagen stehen, obwohl die Pferde mit aller Muskelkraft anzogen. Der Fuhrmann konnte erst weiter, als er eine Radspeiche abgeschlagen hatte. Am Tanzboden brach sich zur selben Zeit ein Mann den Fuß.

310. Während des Jahrmarktes in Lambach blieb ein Schwerfuhrwerk mitten unter den Leuten plötzlich stehen, alles Antreiben half nichts. Der Fuhrmann nahm das an der Wagenkippe hängende Handbeil und schlug die ihm zunächst befindliche Speiche des vorderen Wagenrades entzwei. In der Menschenmenge ertönte ein Aufschrei und ein alter Mann stürzte mit gebrochenem Bein zusammen. Der Zauber war gelöst.

311. Ein Wirtshausgast in Enns bannte einst einen Wagen, den vier prächtige Pferde vorbeizogen, an. Der Kutscher schlug aber mit einer Hacke eine Speiche ab. Im selben Augenblick lag der Banner mit gebrochenen Rippen auf dem Boden.

312. Beim Kellerwirt in Aurach war eine Hochzeit. Ein Bierführer, der hier abgeladen hatte, konnte nicht mehr wegfahren. Er ging in die Wirtsstube hinein und drohte dreimal: "Laßt mich weg, sonst wirds nicht recht!" Als dies aber nichts half, stach er mit feinem Messer in das Kummetgeschirr des Rosses und konnte nun wegfahren. In der Stube aber fiel in demselben Augenblick ein Binder mit einer Todeswunde an der Gurgel zusammen.

*313. Ähnlich wurde ein Bauer mit einer Holzkohlenfuhre vor einem Wirtshaus bei Kleinraming festgehalten, in dem eine lustige Tanzunterhaltung stattfand. Als alles nichts half, stieß der Bauer ein Messer in das Kummet des Handpferdes. Am Tanzboden schrie einer getroffen auf, es war der, der es dem Bauern angetan hatte. Das Fuhrwerk konnte aber nun leicht wegfahren.

314. In Kremsmünster wurde ein Fuhrmann von einem Mann angebunden. Umsonst schlug er mit der Peitsche und schwang sie in Kreuzform. Da nahm er einen Kotzen, wischte damit die Pferde ab, warf ihn dann auf den Boden und schlug auf ihn los. Da schrie der Anbinder von den Schlägen getroffen laut auf.

315. Einst wurde einem Knecht das Ochsengespann anqebannt. Niemand war in der Nähe als ein altes Weib. Der Knecht nahm sein Besteck aus der Tasche, in die Messerklinge waren neun Kreuze und neun Monde eingeschmiedet. Er stieß die Gabel, die aus demselben Stahl war, einem Ochsen in die Weiche. Laut schreiend lief die Hexe davon, das Gespann aber ging wieder weiter.

316. Vor etwa 100 Jahren fuhr ein Fuhrmann mit zwei Pferden über den Lärchbaumberg. Plötzlich konnte er nicht vor und zurück. Er vermutete Arges und ging auf die Schnitter auf einem nahen Feld zu: "Ihr lieben Leut, ihr habt mir was angetan, laßt mich ziehen!" Der Bauer versicherte: "Wir håbn dir nix åntån!" Er wußte nicht, daß es der Knecht getan hatte. Beruhigt ging der Fuhrmann zum Wagen, aber alle Peitschenhiebe halfen nichts. Nochmals ging er hin und bat, ihn loszulassen. Aber niemand konnte ihm helfen, denn auch der junge Knecht verstand nur das Anbinden, nicht aber das Lösen. Da ging der Fuhrmann zum Wagen, nahm seinen Kittel und bearbeitete ihn mit der Peitsche. Die Hiebe trafen den Knecht, der sich schreiend auf dem Boden wälzte. Der Bann aber war gebrochen. Der Knecht machte nie mehr Gebrauch von seiner Schwarzkunst.

317. Vor dem Anbinden war man geschützt, wenn man zuerst das linke Vorderrad, dann das linke Hinterrad und zuletzt das zweite Vorderrad schmierte.

318. Die Kunst des Angfrerns übten einst besonders Räuber. Irgendwo an einer einsamen Wegstelle machten sie einen Kreis und sagten dabei ein Zaubersprüchlein. Wer nun den Kreis berührte oder hineintrat, war angebannt und konnte sich nicht rühren. Der Räuber kam aus seinem Versteck und raubte ihn aus. Dann ließ er ihn wieder frei.

319. Vor Zeiten lebten Zauberer, die Zauberstecken hatten, die waren eine Elle lang und hatten an der Spitze einen faustgroßen goldenen Knopf. Schwangen sie den Stock dreimal, so konnten sie dadurch ein ganzes Heer angfrern.

320. Ein Bauer in St. Peter am Wimberg besaß drei Nägel von einem Totensarg; wenn er die auf sein Schwarzbuch legte und dazu eine Zauberformel sprach, konnte er Leute angfrern. So bannte er einmal zwei Räuber fest, die in sein Haus gedrungen waren und sich als Nachbarn entpuppten.

*321. An das Haus eines Mühlviertler Bauern, der das Angfrern konnte, klopften einst spät abends 15 Diebe und gaben sich als Getreidehändler aus. Der Bauer, der sich nicht täuschen ließ, schickte alle Hausleute schlafen. Dann ließ er die Diebe ein. Er setzte ihnen einen Brotlaib vor, statt des Messers gab er ihnen einen Bartwisch, und fragte, was sie wollten. Sie konnten sich aber weder "rühren noch reiben". Endlich löste der Bauer den Bann und ließ sie in verkehrter Ordnung wieder aus dem Haus.

322. Zu einem Bauer in Kimpling kamen in der Mettennacht Räuber. Er machte ihnen auf, lud sie ein, beim Tisch Platz zu nehmen und gab ihnen zu trinken. Währenddessen bannte er sie fest, bis die Hausleute heimkamen. Dann sagte er: "Ihr seid im Namen des Bösen hergegangen, geht in Gottes Namen hin!"

*323. Der alte Kirchberger in Schlatt bei Gallspach verstand sich aufs Anbinden. Einmal wollte ein Schuster bei ihm Birnen stehlen. Er aber band ihn an, daß er sich nicht von der Stelle rühren konnte und am Morgen mit einem Sack voll Birnen entdeckt wurde.

324. Vor 90 Jahren wohnte an der Aist ein Bauer, der rings um sein Haus gute Äpfel hatte. Abends ging er um das Haus und den Obstgarten im Kreis herum; wer diesen Kreis betrat, war angfrert. Zufällig geriet ein Mann hinein und blieb von neun Uhr abends bis drei Uhr früh angebannt.

*325. Ein Meister verstand es, sich vor Diebstahl zu schützen. Täglich ging er in seinem Besitztum umher und murmelte eigentümliche Worte. In der Tat mußte der Dieb stehen bleiben, bis der Eigentümer kam. Wer aber rücklings ging, dem konnte die Beschwörung nicht schaden.

326. Ein Bauer in Leonding bannte mit Hilfe des Teufels nächtliche Diebe, die auf seinen Grund kamen. Löste er noch vor Sonnenaufgang den Bann, waren sie gerettet. Tat er es aber nicht, so waren sie dem Tode verfallen.

*327. In Weißkirchen stiegen zwei Diebe nachts in einen Bauernhof ein. Weil der Bauer aber das Bannkraut hatte, konnten sie nicht mehr von der Stelle und wurden gefangen.
Das Bannkraut wächst auch heute noch, niemand kennt es aber mehr.

*328. Zwei Brüder gingen an einem Rübenacker vorbei. Den einen kam die Lust an, er stieg über den Zaun und zog sich ein paar Rüben aus. Der Bauer sah es von seinem Hof aus, bannte ihn fest und kam mit einem Prügel heran. Auf den Rat seines Bruders schlüpft der Bursche aus den Schuhen, ließ sie zurück und sprang über den Zaun. So entging er den Schlägen, die Rüben waren aber teuer bezahlt.

329. Der Ellbogner in Bergen, Pfarre Kleinmünchen, konnte jeden Dieb angfrern, nur mußte er ihn vor Sonnenaufgang wieder lossprechen. Einmal hatte er wieder einen Dieb erwischt und glaubte, ihn schon zu haben. Der Mann aber hatte Holzschuhe an und konnte herausschlüpfen, nur die Schuhe blieben angfrert zurück.

*330. Der alte Hiesl z'Tanning bei Steinerkirchen i. T., dem öfter nachts Apfel gestohlen wurden, band endlich eines Tages nach Sonnenuntergang durch einen Segen den Dieb an. Als er am nächsten Tag vor Sonnenaufgang hinausging, stand der Dieb unbeweglich mit dem Sack Äpfel da. Er löste ihn, erklärte aber, er wolle es kein zweites Mal tun und es auch keinem Kinde lehren. Denn geht die Sonne vor dem Ablösen auf, bleibt vom Angebundenen nur ein Häuflein Asche.

331. Ein Bauer bei Oftering bannte einmal einen nächtlichen Dieb am Felde fest, versäumte aber, ihn rechtzeitig loszulösen. Als er beim ersten Sonnenstrahl aufs Feld kam, fand er nur noch ein Häuflein Asche.

332. Einen alten Mann in Reith bei Wildshut hätte einer das Anbinden gelehrt. Er aber wollte nicht. "Da müßt i ålle Tåg meine Grund åbgehn." Er hätte nämlich immer nachschauen müssen, ob ein Dieb angebunden sei, und ihn loslösen müssen, um ihn vor dem Teufel zu retten.

333. Der Graf z'Bux konnte das Anbinden. Einmal kamen zu ihm in der Mettennacht Geretsberger Bauern, um ihn auszurauben. Er ließ sie ein und hieß sie sich setzen, dann bannte er sie an und schüttete ihnen Geld auf den Tisch, sie aber konnten sich nicht rühren, während er ihnen die geschwärzten Gesichter abwusch. Ehe die Mette aus war, entließ er sie, damit sie sich nicht vor den heimkehrenden Mettenleuten schämen müßten. Auch Leute, die ihm einmal ein paar Säcke Korn forttrugen, bannte er an, bis er kam. Ein andermal hatte jemand den Denglhammer gestohlen, er aber sagte: "Er bringt'n scho wieda!" und richtig lag der Hammer nach einiger Zeit auf dem Denglstock. Eines Morgens kam die Dirne voll Schreck in die Stube. "Bauer, heut Nåcht håms uns a Kuah gstohln!" Der Bauer tat nicht viel dergleichen, beim Suppenessen aber sagte er zum Knecht: "Geh åbi ins Holz und såg eahm, er soll d'Kuah in an Bam anbinden, er schåmt sie jå z'bitter, daß er's auffa treibt!"

Einmal ging er nach Franking in die Kirche. Auf dem Felde fluchte einer gotteslästerlich, da band er ihn an und löste erst, als er von der Kirche zurückkam, den Zauber.

*334. Ein Bauer an der salzburgisch-oberösterreichischen Grenze konnte das Anbinden. Beim Schwärzen über die damalige Staatsgrenze kehrten sie einmal beim Kerblbräu in Straßwalchen ein, bevor sie weggingen, bat der Bauer die Bräuin, sein Eßzeug, das er in einer bestimmten Richtung hingelegt hatte, noch zwei Stunden liegen zu lassen. Während dieser Zeit konnten die Grenzüberreiter nicht vom Fleck und die Schwärzer kamen glücklich durch. Als die Bräuin nach zwei Stunden das Eßzeug wegnahm, war der Bann von den Grenzern genommen.

Einmal ließ der Bauer einen Handwerksburschen aufsitzen, als er eben Holz heimführte. Der Bursche wollte ihn aber zum Besten haben und warf ein Scheit nach dem anderen ab. Der Bauer tat, als ob er es nicht sehe, band ihn aber an den Wagen. Nach langem Bitten ließ ihn der Bauer los, er mußte aber die abgeworfenen Scheiter aufklauben und herzutragen.

335. Beim Hörzi in der Pfarre Kleinmünchen kann aus einem Zimmer nichts gestohlen werden, auch wenn die Tür offen steht. Einmal wurde nebenan das Krösengeld gestohlen, die Diebe kamen aber nicht über die Schwelle in das Zimmer, in dem reiche Beute gewesen wäre.

Auch ist beim Tor etwas vergraben, so daß das Haus nicht abbrennen kann. Wirklich hat es auch dort nie gebrannt.

336. Ein Kremsmünsterer Bauer fuhr einen Handwerksburschen, der sich ins Gras gelegt hatte, grob an, kam aber an den Unrechten. Der Bursche ging lächelnd davon, nachdem er den Bauer angebunden hatte. Das Gesinde lief ihm nach und bat ihn, den Bann zu lösen. Er aber befahl ihnen, den Bauer auszugraben. Sie hielten sich nicht dran und wollten ihn von der Stelle wegreißen, waren es aber nicht imstande. Erst als sie ihn wirklich ausgruben, war der Bann gelöst.

337. Am Tötenhengst in Kremsmünster sah ein Bursch durch das vergitterte Fenster auf die Straße und hänselte einen Vorübergehenden. Der bannte ihn aber an das Gitter und ließ ihm Hirschgeweihe wachsen.

*338. Einer Bäuerin in Steinwang wurde um 1870 die Schließenkette, die 50 fl. wert war, gestohlen. Der Seppl Hans in Vollern bei Tittmoning, der den Leuten helfen konnte, versprach, sie wieder zu bringen. In einigen Tagen steckte die Kette wirklich beim Heuabladen in einem Sprießling im Stadel. Die Kette ist noch heute im Familienbesitz.

339. Auch ein alter Mann in Irrlach bei St. Georgen an der Salzburgischen Grenze war ein Helfer und Anbinder. Einmal wurde ihm Leinwand gestohlen, er regte sich nicht auf und sagte nur "Bringans scho wieder!" und so geschah es. Als er schon alt war, verweigerte er das Helfen. "I bin schon so ålt und das Beichtgehn is dann so lötz."

*340. Ein Meister verschaffte seinen Dienstboten immer wieder ihr gestohlenes Eigentum, nannte aber nie einen Täter. Deshalb wurde er einmal sogar gefangen gesetzt, aber bald entlassen.

341. In Naarn verstand sich ein Schmiedknecht in den Vierzigerjahren des vorigen Jahrhunderts auf allerlei Zauber. Oft legte er auf Straßen und Wegen Wurzeln. Wer darauf stieg, verirrte sich.
Einmal wurden in einem Bauernhaus drei Enten gestohlen, niemand wußte, wo sie hingekommen waren. Gerade ein Jahr nachher kam der Schmied zum Bauern und erfuhr von dem Diebstahl. Er übernachtete im Hause und sagte dann, er werde die Enten wieder bringen, nur dürften die Leute drei Tage nichts herschenken und keinen Zeug verleihen. Am dritten Tage waren die Bauersleute ins Heuen gegangen, ein kleines Mädchen war daheim und gab einem vermummten Bettelweib Brot, da konnte der Schmiedknecht nichts mehr machen.

*342. Ein Mann verstand die Kunst, verlaufene Tiere zurückzubringen, er brauchte dazu ein Messer mit neun Kreuzen und Monden. Einmal mißlang ihm die Kunst an einem Schwein, er entschuldigte sich, das Tier sei durch ein rinnendes Wasser gelaufen.

343. Ein Schuster in Oftering verstand sich aufs Wiederbringen. Er war beim Erdäpfelgraben und versteckte die Haue nach der Arbeit im Gebüsch, am nächsten Tag war sie aber gestohlen. Als er es daheim erzählte, wurde der Sohn recht zornig. Der Vater aber mahnte ihn, den Zorn zu lassen, sonst könne er die Haue nicht wieder bringen. Tatsächlich lag am nächsten Tag die Haue wieder im Gebüsch.

344. Dem Bartl in Obermann, wurde in der Nacht eine Schlittenkette gestohlen. Am Morgen sagte der Bauer: "Wir bekommen sie schon wieder." Um die nächste Mitternacht fragte jemand zum Kammerfenster herein, wo er die Kette hinlegen solle. "Laß sie nur liegen, ich hole sie schon in der Früh!" war Bartls Antwort. Der draußen sagte noch "Gute Nacht!"

*345. Einem Bauer aus Eberstallzell wurde beim Welser Wochenmarkt im Wirtshaus die Brieftasche gestohlen. Eine Bäuerin, die das Bringenlassen verstand, versprach ihm Hilfe. Um Mitternacht erhob sich ein großer Sturm, als er sich legte, klopfte jemand an die Haustür. Nach einer Weile öffnete der Bauer, der Beutel lag draußen, es fehlte kein Heller.

*346. Einem anderen Bauer konnte nichts gestohlen werden. Wenn er vom Wochenmarkt heimfuhr, legte er die volle Brieftasche oder das Geldsackel offen in den Wagen, kehrte oft auf dem Wege ein und saß stundenlang im Wirtshaus. Nie kam ihm etwas weg.

*347. Ein armer Mann in der Gegend der Dreiländergrenze beim Dreisesselberg wurde bestohlen. Er bat den Bartl Sepp, der allerhand konnte, um Hilfe. Der Schwarzkünstler hatte Mitleid, nahm aus dem Mauerkastl ein dickes Buch, schlug eine bestimmte Seite auf. Er las anfangs langsam und machte dazu mit dem Zeigefinger Kreise auf den Tisch. Dann wurde er schneller und schneller und zog auch die Kreise immer rascher. Nach einer Weile hörte man einen Menschen erschöpft zum Hause keuchen. "Iaz bring i's wieda" rief eine Stimme. Der Bartl Sepp schloß das Buch und meinte: "Das hätt i båld z'årg triebn!" Der Bestohlene fand draußen vor dem Haustor sein zurückerstattetes Gut.

348. Einem Bauer in der Gschwend bei Geboltskirchen wurde ein ganzer Ballen Leinwand gestohlen, er las aber aus seinem Zauberbuch. Dann sagte er eine Beschwörung, nahm dabei ein Wagenrad und drehte es. Sogleich mußte sich der Dieb auf den Weg machen und die Leinwand zurückbringen. Je schneller der Bauer drehte, desto schneller mußte auch der Dieb laufen; am Schluß drehte er so rasch, daß die Leinwand zum Fenster hereinflog und der Dieb ohnmächtig vor der Haustür liegen blieb. Seither hat in dem Haus niemand mehr gestohlen.

*349. Ein Pfarrer in Steinerkirchen i. T., der schon lange, lange tot ist, verstand sich auf das Bringenlassen. Ein Weber in Erlach zog umher, man wußte nicht wo, und ließ daheim Weib und Kind im Elend. Die Frau klagte dem Pfarrer ihr Leid. Er versprach, den Mann noch am selben Tag zurückzubringen, sie solle ihm aber keine Vorwürfe machen. Der Weber war gerade draußen in Bayern in lustiger Gesellschaft. Plötzlich trieb es ihn, wie er später selbst erzählte, ins Freie, ohne daß er wußte warum. Ein Böcklein sprang ihm zwischen die Füße und trug ihn im Nu nach Steinerkirchen vor den Pfarrhof. Der Pfarrer schickte ihn sogleich heim zum Weib.

*350. Ein Bauer wollte wissen, wohin ein gestohlener Kübel Schmalz gekommen sei. Der Anbraucher, an den er sich wandte, lehnte eine Haberreitern an die Wand, nachdem er oben am Rande eine Schneiderschere hineingesteckt hatte. Hierauf betete er barhäuptig und ließ dann die Schere von einem Anwesenden beim auswärtigen Griff halten, ein zweiter mußte die verdächtigen Orte hernennen. Jedesmal sagte der Braucher: "Heiliger Petrus und Paulus, befindet sich das Schmalz an diesem Ort, so gehe, ist es aber allda nicht da, so stehe!" Bei der Nennung des Diebshauses kehrte sich die Reiter und abermals, als gefragt wurde, ob sich das Schmalz in einer Truhe befinde.

Quelle: Oberösterreichisches Sagenbuch, Hg von Dr. Albert Depiny, Linz 1932, S. 208 - 217
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Norbert Steinwendner, März 2006.
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