II. Wundersame Geschichten.
3. Von heiligen Zeiten.
2. Johannis.

*306. König Herodes schickte seine Knechte aus, um Johannes zu fangen und befahl ihnen, an der Stelle, wo sie ihn fänden, ein Feuer anzuzünden. Die Knechte führten den Befehl aus, zu gleicher Zeit loderten aber auf den Höhen ringsum Feuer empor, sodaß Herodes nicht wußte, wie er daran war. Zur Erinnerung werden heute die Johannisfeuer angezündet.

307. Als der heilige Johannes enthauptet wurde, vermeldet eine andere Sage, schlugen Flammen auf, wohin sein Haupt rollte. An das Wunder erinnern die Johannisfeuer.

*308. Als die Knechte des Herodes Johannes fangen wollten, steckten die Kundschafter an die Fenster des Hauses, in dem sich der heilige Mann befand, zum Kennzeichen ein Kraut. Die Knechte fanden es aber an allen Häusern, sodaß sie irre wurden. Zur Erinnerung heißt die Pflanze Johanniskraut.

*309. Ganz ähnlich wird die Sage auch vom heiligen Philipp erzählt. Die Juden wollten nach der Enthauptung des Apostels Jakob auch ihn hinrichten lassen. Weil es aber eben Sabbat war, kennzeichneten sie das Haus, in dem er sich befand, durch einen angelehnten Baumwipfel. Am Morgen hatten nun alle Häuser dieses Zeichen und Philipp entging den Feinden. An das Wunder erinnert heute noch der Maibaumbrauch.

*310. Wenn das Feuerspringen in der Sonnwendnacht zu Ende ist, blüht die Teufelsfeder und trägt in der nämlichen Stunde noch Samen. Wer davon zu seinem Geld legt, dem nimmt es nicht ab. Einst wollte sich einer den Samen verschaffen und ging in der Sonnwendnacht in den Wald. Da erhob sich ein Sausen und Brausen, daß er sich zur Flucht wandte.

Quelle: Oberösterreichisches Sagenbuch, Hg von Dr. Albert Depiny, Linz 1932, S. 365 - 366
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Norbert Steinwendner, Mai 2006.
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