B. Versunkene Zeiten.
7. Kampf und Kriegsnot im Lande.
3. Glaubenskämpfe.

*205. Als ringsum das Land lutherisch wurde, blieb die zu Kremsmünster gehörige Pfarre Viechtwang dem katholischen Glauben und ihrem Pfarrer treu. Der Adel hatte einen Prädikanten aufgenommen, der den baldigen Weltuntergang predigte und dadurch die Leute verführte, Hab und Gut noch vorher zu verprassen. Die Viechtwanger aber verloren ihre Zuversicht nicht; sie vertrauten sich der Adlwanger Gnadenmutter an und sie setzten, als der Weltuntergang nicht kam, ihre alljährliche Wallfahrt nach Adlwang als Danksagung fort, wobei ein jeder Teilnehmer ein weißes Staberl in der Hand trug. So kam der Staberlsonntag und -Kirchtag auf.

206. In Gramastetten schmolz in den Tagen der Reformation die Zahl der Katholiken so zusammen, sie wurden so verfolgt und verspottet, daß sich der katholische Schulmeister mit den wenigen Kindern in ein Turmstübchen der Kirche flüchtete und dort Schule hielt. So kam der Name von der "Hohen Schule" in Gramastetten auf.

207. Der Hoheneder bei Attnang hieß früher Elendeder. In dem Hause hielt sich einmal ein Ketzer verborgen. Er wurde aber entdeckt und am Galgenberg zu Schwanenstadt hingerichtet.

*208. Zur Zeit des Protestantismus pflügte in Katsdorf der Pastor seine Äcker mit zwei Schimmeln selbst.

210. [sic] Um die lutherischen Bauern im Stodertal zum katholischen Glauben zu zwingen, wurde die Einfuhr des Salzes in das Tal streng verboten, alle Straßen wurden abgesperrt. Die Stoderer ließen sich aber das Salz durch Schwärzer aus Aussee bringen. Das war ein mit Lebensgefahr verbundenes Geschäft, das Salz wurde daher ungemein teuer.

*211. Bei Goisern liegt das Schwarzenbachloch, das eine ziemliche Länge besitzt. Zur Zeit der Verfolgung sollen hier die Protestanten geheim zusammengekommen sein und ihren Gottesdienst abgehalten haben. Vor vielen Jahren wurde dort auch ein uraltes evangelisches Gesangsbuch gefunden.

Ein solcher Zusammenkunftsort war auch die "Betstelle" am Radsteig, ähnliche Überlieferung knüpft sich an die "Schindersäge im Schindergraben". Hier soll ein Sägeknecht durch Verfolger einen grausamen Tod gefunden haben.

212. Vom Hartschloß bei Naarn ging früher ein unterirdischer Gang in den Keller des Totenkammerstöckels, dort hatten die Herren eine evangelische Betkammer. Spitzbogen und einige Verzierungen sind noch zu sehen.

Quelle: Oberösterreichisches Sagenbuch, Hg von Dr. Albert Depiny, Linz 1932, S. 396 - 397
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Norbert Steinwendner, Mai 2006.
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