DER HAUSIERENDE TEUFEL IN BADEN

Ein Mädchen, welches zu einer Hochzeit geladen war, wollte zu derselben nur mit fleischfarbenen Bändern gehen, da es aber vergeblich jeden Kramladen durchsucht und nichts gefunden hatte, so war es sehr unwirsch und fluchte in einem fort. Da kam nun, als das Mädchen wieder im besten Fluchen war, ein Hausierer mit Bändern daher, und des Mädchens erste Frage war, ob er nicht fleischfarbene Bänder habe. "Freilich habe ich solche", sagte der sonderbar aussehende Händler zutraulich und kramte seine Bänder aus. Als das Mädchen nun sich die Bänder auswählte, bemerkte es, daß der Hausierer hinkte, und es ward ihr plötzlich unheimlich bei der Zutraulichkeit desselben. Doch als das Mädchen die Bänder bezahlen wollte, fiel ihr das Geld zu Boden, und als sie sich nach demselben bückte, sah sie zu ihrem Entsetzen, daß der Hausierer Bocksfuße hatte. Mit dem Ausrufe: "Das ist der Teufel", wollte sie zur Türe, der Hausierer hielt sie plötzlich fest, fuhr mit ihr durch das Fenster in die Luft und ließ sie von dort fallen, indem er ihr nachschrie: "So, da hast Du deine fleischfarbenen Bänder."


Quelle: Carl Calliano, Niederösterreichischer Sagenschatz, Wien 1924, Band I, S. 30