DER ALLANDER SCHMIED UND DAS REDENDE ROß

Es mag bei 150 Jahre sein, da lebte zu Alland ein Schmied. Zu dem ist einmal im Winter um Mitternacht ein unbekannter Mann gekommen, hat am Fenster geklopft und gerufen, der Schmied möge aufstehen, er habe mit ihm etwas zu reden. Der Schmied ist aufgestanden und hat gefragt, was er wolle? Da bat ihn der Mann, er möchte mehrere Hufeisen nehmen und mit ihm zum "Engelkreuz" gehen und daselbst sein Roß beschlagen, weil es ihm fortwährend ausglitsche.

Der Schmied wollte nicht recht einwilligen, machte Einwendungen und sagte, es sei halt so schwer, auf der Straße und ohne Feuer beschlagen und noch dazu so weit weg. Weil aber der Mann so sehr bat, so ging er endlich mit. Wie sie zum "Engelkreuz" kommen, steht das Roß da. jetzt hebt ihm der Schmied den Hinterfuß auf und paßt das Hufeisen an. Wie er aber den ersten Nagel hineinschlägt, so fängt das Roß zu reden an und sagt: "G'vatter nit so tief!" Über das hat sich der Schmied sehr entsetzt und ist bald davongegangen. Der unbekannte Mann aber hat ihn noch zuvor reichlich belohnt.


Quelle: Carl Calliano, Niederösterreichischer Sagenschatz, Wien 1924, S. 5