DIE EISERNE HAND

An der Kreuzung der Ziegelofengasse mit einem Feldweg in Klosterneuburg steht eine Wegsäule, an der eine eiserne Stange mit einer flachen Hand mit ausgespreizten Fingern waagrecht über den Feldweg angebracht ist. Im Volksmund wird die eiserne Hand "Teufelshand" genannt, und man erzählt, dass an dieser Stelle der Teufel einen reichen Ziegelbrenner, der gottlos und herzlos war, geholt hätte.

Die Eiserne Hand in Klosterneuburg © Harald Hartmann

Die Eiserne Hand in Klosterneuburg
© Harald Hartmann, Mai 2010


Quelle: Klosterneuburger Nachrichten, 1927, Nr. 1, S. 5

Hintergrundinformationen aus volkskundlicher Sicht:

Wo von der Ziegelofengasse die Käferkreuzgasse abzweigt, steht heute noch die "Eiserne Hand". Es ist dies ein gemauerter Nischenbildstock in spätgotischer Form, vermutlich aus dem 15. Jahrhundert. Aus ihm ragt eine plump gebildete, schmiedeeiserne Hand heraus. Man sah dies bisher immer als Zeichen der Gerichtsbarkeit an und nahm an, dass bis hierher die Marktgerechtigkeit der Stadt Klosterneuburg reichte. Viel wahrscheinlicher ist jedoch eine andere Deutung:

Die Eiserne Hand in Klosterneuburg-Detail © Harald Hartmann

Die Eiserne Hand in Klosterneuburg - Detail
© Harald Hartmann, Mai 2010

Fürst Karl Joseph de Ligne, nachmals eine der bekanntesten Persönlichkeiten des Wiener Kongresses, war Besitzer des nahegelegenen Thürnhofes und verkaufte diesen 1766. Später erwarb der Fürst Teile des aufgehobenen Kamaldulenserklosters auf dem Kahlenberg, das damals "Josefsdorf" genannt wurde, und richtete sich dort einen, freilich ungleich bescheideneren, Sommersitz ein. Als Wegweiser dorthin ließ er die noch heute bestehende „Eiserne Hand" oberhalb der Wildgrube aufstellen. Es liegt nun die Vermutung nahe, daß er in der Nähe seines ehemaligen Besitzes um 1790 eine ganz ähnliche Hand an dem alten Bildstock anbringen ließ, um auf sein neues Refugium hinzudeuten. Die Hand weist tatsächlich auf den Kahlenberg.

Quellen:
F. Maschek in Klosterneuburger Nachrichten, 1954, Nr. 22, S. 1
Floridus Röhrig, Klosterneuburg in alten Ansichten, 1978, S.134