DIE GESCHICHTE VON DEN WIENER POLIZISTEN

Immer wieder kommt es auch heute noch vor, dass in Wien Polizisten "Mistelbacher" genannt werden. Und obwohl der Ort Mistelbach, mitten im östlichen Weinviertel gelegen, ein schöner Fleck ist, drückt das Wort "Mistelbacher" wohl eher eine Geringschätzung für die Polizei aus. Warum dies so ist, mag wohl schwer zu ergründen sein. Wie es jedoch dazu kam, dass man bis heute von "Mistelbachern" spricht, wird hingegen immer wieder erzählt.

Es begab sich in den zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts, dass unweit des heutigen Spitals in Mistelbach eine Siedlung für Südtiroler Flüchtlinge gebaut wurde. So wohnten nun die armen Vertriebenen ein paar Jahre im Weinviertel nahe den Ufern der Zaya. Als die Zeit für die Rückkehr in die ursprüngliche Heimat gekommen war, hinterließen die Südtiroler eine große Zahl leerer Wohnungen. Da den Stadtvätern bewusst war, dass leerstehende Häuser mit der Zeit nicht besser werden, trachteten sie danach, Bewohner dafür zu finden.

Und wie es der Zufall so spielte, wollte die Wiener Polizei, die ihre Polizisten mal auf Erholungsurlaub schicken. So kam es, dass sich eine große Zahl Wiener Polizisten nach Mistelbach begab und dort einige Wochen blieb. Bald entstanden Kontakte zu den Einheimischen, die durchaus an den sympathischen Gästen Gefallen fanden. Und so kam es, dass sich in darauffolgenden Jahren viele junge Mistelbacher Männer entschlossen, den Beruf des Polizisten zu ergreifen.

Lange Jahre verbarg sich hinter der Bezeichnung "Mistelbacher" somit entweder ein in Mistelbach geborener oder bloß ein dort auf Erholung gewesener Polizist.

Quelle: Das Weinviertel in seinen Sagen, Thomas Hofmann, Weitra 2000, S. 180