DIE FEURIGEN MÄNNER

Des nächtens versetzten früher Bauern immer wieder Grenzsteine, um heimlich zu mehr Besitz zu kommen. Wurde dabei aber einer erwischt, so bestrafte man ihn schwer. Selbst im Tode konnte er keinen Frieden finden.

Eines Tages begab sich ein Knecht von Wien, wo er auf dem Markt gewesen war, mit seinem Fuhrwerk nach Hause. Als er schon den Eibesbrunner Berg hinter sich hatte, und es in Richtung Wolkersdorfer Gemeindegrenze ging, merkte er, wie sehr sich die Pferde plagten. Ohne erklärlichen Grund begannen die Tiere zu schwitzen, obwohl der Wagen ganz leer war. Da drehte sich der Knecht um und stellte mit Entsetzen fest, dass hinter ihm noch eine schwarze Gestalt mit einer glühenden Stange auf dem Wagen saß. Schon wollte er lauthals fluchen und den ungebetenen Gast einfach davon jagen, als er sich erinnerte, dass er der armen Seele wohl auch helfen könnte. Die Pferde mühten sich mehr und mehr, der Wagen wurde schwerer und schwerer und der Weg nach Hause schien unerreichbar lange. Nur zu oft wollte der Knecht fluchend mit der Peitsche nach hinten schlagen, um rascher heim zu kommen.

Endlich, spät in der Nacht war er angekommen, die Magd hatte das Gespann schon gehört und ihm das Tor geöffnet. Sie wunderte sich über das Licht hinten am Wagen. Als der Knecht durch die Einfahrt gefahren war, rief er lauthals, "Vergelt's Gott, dass ich endlich da bin!" In diesem Augenblick war auch das Licht verloschen und die Gestalt verschwunden.

Durch seine Geduld hatte der Knecht die Seele eines Bauern gerettet, der einen Grenzstein versetzt hatte. Er mußte Nacht für Nacht mit glühender Eisenstange Äcker ausmessen und konnte erst Ruhe finden, bis ihn jemand ohne Fluchen unter eine Dachtraufe brachte.

Quelle: Das Weinviertel in seinen Sagen, Thomas Hofmann, Weitra 2000, S. 164