Die tapferen Dürnsteiner.

Im Jahre 1645 hatten sich die Schweden der Feste Dürnstein bemächtigt und hierauf Burg und Stadt stark befestigt, um so die Donau zu beherrschen. Bei ihrem Abzuge aber legten sie die Befestigungen in Trümmer, und so erschraken die Bewohner des unbewehrten Städtchens nicht wenig, als hundert Jahre später im österreichischen Erbfolgekriege die vereinigten Bayern und Franzosen von Linz durchs Donautal gegen Wien zogen; denn das feindliche Heer hauste mit Plünderungen und Brandschatzungen nicht viel anders als der Türke und der Schwede unseligen Gedenkens.

Schon sah man die Heersäulen am rechten Ufer Herabkommen, schon saß der rote Hahn auf den Dächern von Roffatz, da wußte ein findiger Kopf guten Rat. Auf sein Geheiß verrammelte man die Tore, steckte in jede Luke des zerbröckelnden Gemäuers geschwärzte Brunnenröhren und vollführte mit alten Trommeln und Trompeten, nicht minder mit kupfernen Kesseln einen Heidenlärm. Da vermeinte der Feind, er stehe gegenüber einer trefflich verteidigten Feste, fand es allzu gefährlich, im Feuer der Geschütze den Strom zu übersetzen und marschierte seines Weges gen Mauternbach und Hundsheim. Ber Mautern aber überschritt er in den Tagen vom 20. zum 22. Oktober 1741 die Donau und wandte sich gegen Böhmen.

So haben die tapferen Dürnsteiner durch mannhafte List Stadt und Leben gerettet.

Quelle: Wachausagen, Erzählt und allen Freunden der goldenen Wachau gewidmet von Josef Wichner. Krems an der Donau. [1920]. S. 73 - 74.
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Lisa Lemberg, Jänner 2005.