Die Erbauung der Kirche von St. Johann

An der Backsteilwand in der Nähe von St. Johann an der Donau befand sich vor langen Jahren eine Einsiedelei. Darin lebten ein Klausner Albin und seine Schwester Rosalia so musterhaft und fromm, daß sie im Rufe der Heiligkeit starben. Vor ihrem Tode halten sie sich ausgemacht, daß das Überlebende das Grab des anderen bewachen möge. Die Einsiedlerin starb zuerst und bekam ein einfaches Grabmal, kunstlos aus Steinen zusammengefügt. Seinem Versprechen Getreu, hielt Albinus davor bis zu seinem seligen Tode Wache. Nachher baute man über der Grabstelle das St. JohannsKirchlein und stellte auf den Leichenstein der Rosalia ein Standbild des heiligen Albinus, damit jene weiterhin ihren Wächter habe. Vor dem Grabe der Seligen trat aus dem Kirchenboden das Erdreich hervor. Dieses wurde mit Löffeln aufgefaßt und erwies sich als so wunderkräftiges Heilmittel, daß bald von überall die Hilfesuchenden herbeigeströmt kamen.

Quelle: Sagen der Wachau, Hans Plöckinger, Krems a. D. 1926, Nr. 37, S. 45