Vom römischen Wachtturm "auf der Burg"

Die alte Römerstadt Laureacum hat sich, so wird erzählt, mit ihren Vorwerken bis an die Enns ausgedehnt. Ein Wachtturm soll auch auf dem rechten Ufer des Ennsflusses, auf der beherrschenden Höhe, wo sich heute die Kapelle "Maria Burg" befindet, gestanden sein. Alte Ziegelspuren und hohlklingende Stellen beim Ackern bieten wohl noch Hinweise. Das umliegende Gebiet heißt heute noch "auf der Burg", obwohl keinerlei Anzeichen vorhanden sind, daß hier in späterer Zeit eine Burg gestanden wäre. Auf den sonnigen Höhen der nahen Loderleiten sollen die Römer Wein gebaut haben, jetzt noch findet man dort verwilderte Weinstöcke.

Zwischen der Anhöhe "auf der Burg" und der Loderleiten ist der Burggraben tief eingeschnitten.

Der römische Wachtturm soll später in eine Kirche "Maria Burg", eine Filialkirche von Haidershofen, umgebaut worden sein. Die heute noch bestehende Kapelle "Maria Burg" soll ein Seitenschiff der früheren Kirche sein, die infolge eines Erdrutsches abgetragen werden mußte. Es wird erzählt, daß dieser Bergrutsch Gottes Strafe für die Unchristlichkeit und Scheinheiligkeit der Einwohner gewesen sei. Auch die heutige Kapelle ist bedroht, denn alle Jahre wird der Platz auf der Hangseite kleiner. (Walter.)

Quelle: Sagen aus dem Mostviertel, gesammelt von der Lehrerarbeitsgemeinschaft des Bezirkes Amstetten, Hrsg. Ferdinand Adl, Amstetten 1952, S. 112
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Norbert Steinwendner, Mai 2006.
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