Der verscheuchte Teufel

Am Wege von Amstetten nach Euratsfeld liegen die beiden Reith-Häuser. In einem davon lag einmal der Besitzer, der alte Maus-Vater, in nächtlich tiefem Schlafe. Da klopfte es um Mitternacht an das Fenster. Schlaftrunken steht er auf und fragt durchs Fenster, wer draußen sei. Es meldete sich eine fremde Stimme, die sich als Nachbar ausgab, und erzählte, daß er unten auf der Austraße einen vollbeladenen Wagen stehen habe, den er mit seinen Ochsen allein nicht auf den Hügel heraufbringe; der gute Maus-Vater wolle ihm beistehen und eine Vorspann geben. Dem alten, erfahrenen Manne kam diese Sache recht bedenklich vor, zumal er seinen Nachbar gut kannte und wußte, daß der niemals um diese Zeit eine Vorspann benötigen würde. Um aber nicht ungefällig zu sein, willigte der Maus-Vater ein, indem er sagte: "In Gottesnamen helfe ich dir!" Im gleichen Augenblick verschwand der Fremde mit einem furchtbaren Getöse, so daß die Bäume erzitterten. Jetzt sah der alte Vater sein Mißtrauen bestätigt, denn der angebliche Nachbar war niemand anderer als der Teufel. (Werner.)

Quelle: Sagen aus dem Mostviertel, gesammelt von der Lehrerarbeitsgemeinschaft des Bezirkes Amstetten, Hrsg. Ferdinand Adl, Amstetten 1952, S. 17
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Norbert Steinwendner, Mai 2006.
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