Das Meerfräulein in der Url

In der Url hauste vor langer Zeit ein Meerfräulein, halb Fisch, halb Mensch. Jedes Jahr mußte in der Gobetsmühle zwischen Mauer und Aschbach ein rotes Leiberl gestrickt und für die Nixe in die Url geworfen werden. Hätte man das ein Jahr unterlassen, so würde die Nixe das Wehr bei der Gobetsmühle zerrissen haben. Einmal fing nun ein Mühlknecht in der Nähe der Gobetsmühle die Nixe und brachte sie in die Stube. Staunend umstanden die Müllersleute das seltsame Wesen. Da man aber mit dieser Beute nichts anzufangen wußte, ließ der Knecht die Nixe wieder frei. Bevor sie in der Url verschwand, rief sie mit seltsam dünner Stimme: "Wenn ihr mich noch ein wenig behalten hättet, hätte ich euch gesagt, wozu das Kreuz in der Nuß gut ist." Seither blieb die Urlnixe verschwunden. (Prof. Klement. )

Quelle: Sagen aus dem Mostviertel, gesammelt von der Lehrerarbeitsgemeinschaft des Bezirkes Amstetten, Hrsg. Ferdinand Adl, Amstetten 1952, S. 80
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Norbert Steinwendner, Mai 2006.
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