Die versäumten Totenmessen

Im Advent ging einmal eine Ausnehmerin auf dem Rückweg von der Rorate in der Amstettner Pfarrkirche auf dem Wege unter der Koburgerleiten heimzu. In der Nähe des Jakobsbrunnens zwischen Amstetten und Haberg wurde sie auf einmal von ihrem verstorbenen Manne angerufen: "Lenerl, Lenerl!" Ganz deutlich erkannte sie die Stimme des Verblichenen. Voll Angst lief sie nach Hause und rüttelte an der Haustüre. Der Sohn öffnete ihr. "Jetzt hat mich der Vater angerufen, weil du ihm keine Messen bezahlt und das Messegeld vertrunken hast!" Mutter und Sohn sparten nun so lange, bis die Totenmessen bezahlt werden konnten. Von da an war Ruhe, und nie mehr ertönte die Stimme des Verstorbenen. (Prof. Klement.)

Quelle: Sagen aus dem Mostviertel, gesammelt von der Lehrerarbeitsgemeinschaft des Bezirkes Amstetten, Hrsg. Ferdinand Adl, Amstetten 1952, S. 80
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Norbert Steinwendner, Mai 2006.
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