Der Teufelsschmied von Seisenegg

Vor langer Zeit lebte in Seisenegg ein Schmied, der fast keine Arbeit finden konnte und dadurch immer mehr verarmte. Schließlich verzagte er ganz. Da vermachte er dem Teufel seine Seele für Geld und Arbeit. Natürlich war der Gehörnte sofort einverstanden. Er meinte nur, in fünfzehn Jahren käme er und da müsse der Schmied mit ihm gehn. Der Schmied bekam sein Vorschußgeld, und es dauerte nicht lange, erhielt er einen Auftrag um den anderen. Dadurch wurde er reich und wohlhabend und konnte in Saus und Braus dahinleben.

Doch die Zeit verging schneller, als er dachte. Eines Tages stand unser Schmied eben beim Schraubstock, da erschien der Teufel und forderte ihn auf, mitzugehn. Während des Gespräches spielte der Teufel mit seinen Krallen auf dem Schraubstock herum. Dies sah der Schmied und drehte blitzschnell den Schraubstock zu. Der Teufel schrie markerschütternd auf, doch der Schmied drehte immer mehr zu. Endlich brüllte der Teufel jammernd, er wolle dem Schmied für die Freilassung noch einige Jahre schenken. So handelten sie bis auf zehn Jahre hinauf. Fluchend verließ der nunmehr freigelassene Teufel die Werkstätte.

Nach zehn Jahren führte der Schmied eben Futter heim, als der Teufel erschien, ihn neuerlich zu holen. Da der Schmied den Schraubstock nicht zur Hand hatte, lief er rasch zur Wagenbremse und zog sie an. Kaum bemerkte der Teufel die drehende Bewegung, da schrie er auf: "Verfluchter Schmied, ein zweites Mal erwischt du mich nimmer!" Und fort war der Zottelbock. In der Luft hing noch geraume Zeit der Gestank von Pech und Schwefel. (Alfred Werner.)

Quelle: Sagen aus dem Mostviertel, gesammelt von der Lehrerarbeitsgemeinschaft des Bezirkes Amstetten, Hrsg. Ferdinand Adl, Amstetten 1952, S. 49
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Norbert Steinwendner, Mai 2006.
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