Die Steyrer Post in der Groß-Brandstatt

Als in früheren Jahren noch die Pferdepost von Steyr nach Waidhofen a. d. Ybbs fuhr, hielt der Postkutscher beim Gasthaus Groß-Brandstatt im Gemeindegebiete von St. Georgen in der Klaus, damit die Pferde ausgewechselt würden. Unterdessen nahm der Kutscher sein Mittagessen ein. Als er bald darauf wieder weiterfahren wollte, konnten die vier frischen Pferde obwohl die Straße nun bergab ging, den Wagen nicht vom Fleck bringen. Der Kutscher vermutete einen Schabernack der Wirtsknechte, ging zum Wirt und drohte ihm Unglück an, wenn Sie Ihn nicht weiterfahren ließen. Als er das Fortfahren wieder versuchte, brachten die Pferde seine Kutsche wiederum nicht vom Fleck. Nachdem der Kutscher nun nach einem Gebrechen am Wagen gesucht hatte, versuchte er ein drittes Mal die Weiterfahrt, aber wiederum war alles vergeblich. Voll Zorn über sein Mißgeschick hob der Postillon nun einen großen Stein vom Straßenrand auf und warf ihn gegen den Wagen. Er traf das rechte Vorderrad und zerschlug die Speiche mit dem Kreuzlein, die der Wagner gekennzeichnet hatte. Da zogen die Pferde an und setzten mühelos die Fahrt fort. Aber im selben Augenblick brach unter Schmerzensschreien ein Wirtsknecht vor der Haustüre zusammen. Es war der, der den Wagen verhext hatte, und der Stein hatte auch ihn getroffen und ihm den rechten Fuß abgeschlagen. (Deinhofer.)

Quelle: Sagen aus dem Mostviertel, gesammelt von der Lehrerarbeitsgemeinschaft des Bezirkes Amstetten, Hrsg. Ferdinand Adl, Amstetten 1952, S. 37
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Norbert Steinwendner, Mai 2006.
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