Die Hexe vom Rieglerhäusl

In der Umgebung des Rieglerhäusls bei Konradsheim wurde vor Zeiten oft eine Hexe beobachtet. Diese saß jeden Abend auf einem Baumstrunk in der Nähe des Hauses, hatte immer ein Butterfaß vor sich, in dem sie fleißig rührte. Im Baume steckte ein langes Stichmesser. Als eines Abends der Besitzer des Rieglerhäusls auf seinem Heimweg bei der gruseligen Gestalt vorüber mußte, wurde ihm ganz unheimlich zumute. Die Hexe hatte ihn schon bemerkt, rührte aber trotzdem emsig ihre Butter weiter. Der Bauer wollte die Alte nicht erzürnen und sagte ganz ruhig zu ihr: "Aber, Weiber!, mach doch in Gottesnamen einmal Feierabend!" Da sprang die Hexe wütend auf und langte auch schon nach dem Stichmesser. Der Mann lief schleunigst vorbei ins Haus und schlug· die Türe hinter sich zu. Am nächsten Morgen steckte das lange Stichmesser in der Haustüre. Seither wurde die unheimliche Alte nicht mehr gesehen. (Deinhofer.)

Quelle: Sagen aus dem Mostviertel, gesammelt von der Lehrerarbeitsgemeinschaft des Bezirkes Amstetten, Hrsg. Ferdinand Adl, Amstetten 1952, S. 36
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Norbert Steinwendner, Mai 2006.
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