Das Muraundl von Rohrbach

Vor vielen Jahren stellten sich etliche Bauern in Rohrbach bei Weistrach in den "höllischen Kreis", um den Teufel zu beschwören. Sie mußten sich verpflichten, durch neun Tage hindurch nicht zu beten und auch kein Kreuzzeichen zu machen. Am neunten Tage zogen sie im Keller eines Verschworenen mit geweihter Kreide einen Kreis und stellten sich hinein. Kaum war dies geschehen, kam der Teufel auf einem brennenden Heufadl dahergefahren und schüttete mit Gebrüll und Gepolter eine Menge von Silbertalern auf den Erdboden, worauf er unter Zurücklassung eines höllischen Gestankes verschwand. Gierig raffte ein Bauer die gesamte Teufelsbeute zusammen und wollte damit sein Haus neu aufbauen. Aber, wie gewonnen, so zerronnen, das Geld ging vorzeitig aus, der Bauer konnte nicht weiterbauen. Da wurde er trübsinnig. Fast jeden Abend sah er auf seinem unvollendeten Dachstuhl das "Muraundl", einen kleinen, tückisch grinsenden Kobold, sitzen. Eines Tages stürzte sich der trübsinnige Bauer in seine HausIacke, wo er aber im letzten Moment herausgezogen werden konnte. Doch er hatte keine Lebenslust mehr und erhängte sich auf seinem Dachboden. Seither war auch das "Muraundl" verschwunden. (Nach Prof. Klement.)

Quelle: Sagen aus dem Mostviertel, gesammelt von der Lehrerarbeitsgemeinschaft des Bezirkes Amstetten, Hrsg. Ferdinand Adl, Amstetten 1952, S. 93
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Norbert Steinwendner, Mai 2006.
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