Der Türke auf dem Krautberg bei Waidhofen a. d. Ybbs

Als die böse Kunde vom Vordringen der Türken in unsere Gegend kam, hielten die Handwerker und Bürger der Stadt Waidhofen a. d. Ybbs fleißig Wacht. An einem klaren Tage bemerkten die Wachtposten einen türkischen Kundschafter auf den Krautberg reiten. Dort, wo heute das Kreuz steht, hielt der Türke sein Pferd an, nahm einen blinkenden Becher aus der Satteltasche und schenkte sich aus einer Feldflasche Wein ein. Gespannt blickten die Posten auf den Reiter. Dieser hob den goldenen Becher der Stadt zu und setzte ~ dann an den Mund. Da zerriß ein Knall die Stille, der Reiter galoppierte schleunigst davon. Ein witziger Schmiedgeselle rief ihm nach: "Verdammter Türk, du trinkst uns nie mehr zu!" Sprachs, und lief den Berg hinauf, um die Scherben des zerschossenen Bechers zu sammeln. Es war ein geraubter Kelch. - Nach einer anderen Meinung soll dieser Türke auf der Kreilhofer Wiese der Stadt zugetrunken und ihm ein Sensenschmied mit der Armbrust den Becher vom Munde geschossen haben. (Deinhofer.)

Quelle: Sagen aus dem Mostviertel, gesammelt von der Lehrerarbeitsgemeinschaft des Bezirkes Amstetten, Hrsg. Ferdinand Adl, Amstetten 1952, S. 38
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Norbert Steinwendner, Mai 2006.
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