DIE WILDE FAHRT ZU INZERSDORF

Ein frommer Bauer des Ortes pflegte noch im Spätherbste nach 6 Uhr zum Garten hinauszugehen, um bei dem Gebetläuten seine Andacht zu verrichten. Von weitem hörte er einen Kohlenbauer fluchen und lärmen und als derselbe in seine Nähe kam und die Pferde wieder so stark schlug, bat ihn der Bauer, es doch nicht zu tun, weil ihm das nichts nütze, erbot sich aber dem Kohlenbauer, den Wagen aus der Grube ziehen zu helfen. So kamen sie glücklich aus dem Loche, dann fragte der Kohlenbauer, wie weit es zum nächsten Orte wäre und ersuchte ihn, ein Stück Weges mitzufahren, da leicht wieder ein schlechter Weg kommen könnte. Der Bauer willfahrte ihm, indem er sprach: Nun setze dich zu mir, du fährst so schlecht. Der Kohlenbauer aber meinte: Ich werde neben dem Wagen gehen und Acht auf den Weg haben. Nach einer Weile aber setzte er sich ebenfalls auf. Da faßte die Pferde ein wildes Feuer und im Hallo ging es über Stock und Stein. Erst am vierten Tage kam der Bauer zerkratzt und an seinen Kleidern zerrissen wieder nach Hause. Als man ihn fragte, wo er die Zeit über gewesen sei, sagte er aus: Der böse Feind habe ihn durch dick und dünn bis zum Hetscherlberg am Wege links nach Maria-zell gefahren.


Kommentar: (J. Gebhart.)
Quelle: Carl Calliano, Niederösterreichischer Sagenschatz, Wien 1924, Band II, S. 62