Die Geisterleiten bei Bruckbach

Auf der neben der Url führenden Straße von St. Peter in der Au nach Ertl kommt man zu einem Steinbruch, der, im Volksmunde weit verbreitet, Geister- oder Klempererleiten heißt. Da die Straße genau bei diesem Steinbruch vorbeiführt und der Teufel dort schon seit jeher sein Unwesen getrieben hatte, wurde dieses Wegstück bei Einbruch der Dunkelheit selten begangen. Mußte einer vorbei, so krachten viele Steine herab, ein Höllenlärm begann, woraus man das Lachen des Teufels hörte. Jeder war froh, mit heiler Haut davongekommen zu sein und versprach eine Wallfahrt nach Neustift oder Sonntagberg. So wollte es einmal sein, daß ein verspäteter Wanderer diese Stelle passieren mußte. Natürlich blieb ihm das unheimliche Spiel mit dem Teufel nicht erspart. Dieser Mensch flüchtete erschreckt hinter einen Stein und verbrachte in Angst und Bangen die ganze Nacht. Steine, die herabkollerten, kamen erst in der Url zum Liegen und sind heute noch zu sehen. Aus Dank für den gut überstandenen Schrecken ließ der Wanderer eine Kapelle errichten, die heute noch manchem Mut gibt, der sich vor der Geisterleiten fürchten sollte. (Pum.)

Quelle: Sagen aus dem Mostviertel, gesammelt von der Lehrerarbeitsgemeinschaft des Bezirkes Amstetten, Hrsg. Ferdinand Adl, Amstetten 1952, S. 85
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Norbert Steinwendner, Mai 2006.
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