Das Bild auf dem Waidhofner Schloßturm

Vor mehreren hundert Jahren lebte auf Hahnlreit, im jetzigen Bauernhaus Obernachbarreith, ein armes Bäuerlein. Hirsche, die früher auf dem Rettenberg zahlreich vorkamen, verwüsteten den kargen Ackerboden des Bauern. Dieser wußte sich schließlich nicht mehr anders zu helfen, als einen der Hirsche zu erschießen. Die Knechte des Pflegers von Waidhofen a. d. Ybbs sahen dies und meldeten es ihrem Herrn. Der Bauer wurde in den Kerker des Waidhofner Schloßturmes geworfen. Dort ritzte er in seiner Verzweiflung mit den Fingernägeln ein Bild, das einen Bauern beim Abschießen eines Hirschen darstellt, in die Mauer ein. Der grausame Pfleger ließ den Bauern im Kerker verschmachten. Als dieser hartherzige Pfleger starb und seine Leiche am Schloßturm vorbeigetragen wurde, da zeigte sich plötzlich das Bild, das der Bauer in die Kerkennauer geritzt hatte, außen an der Wand. (Deinhofer.)

Quelle: Sagen aus dem Mostviertel, gesammelt von der Lehrerarbeitsgemeinschaft des Bezirkes Amstetten, Amstetten 1951,
S. 85

Für SAGEN.at korrekturgelesen von Norbert Steinwendner, Juli 2006.
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