BEI DEN EINGEMAUERTEN

 

Rechts an der Wienerstraße stand ehedem eine viereckige Säule. In einer Nische war das Gnadenbild von Deutsch-Altenburg, in der zweiten Christus am Kreuz und die Jahreszahl 1650; in der dritten ein gemaltes Maria Hilf-Bild und in der vierten die schmerzhafte Mutter Gottes. Die k. k. Straßenbaudirection beklagte es, daß durch diese Säule der Verkehr behindert werde. Es sollte die Straße erweitert und diese Säule gänzlich beseitigt werden. Da die Pfarre sowie das Magistrat baten, dies religiöse Denkmal der Vorzeit nicht gänzlich zu entfernen, so wurde diese Säule vom Baumeister Zottmann neben die Straße versetzt.

Von der Säule erhielt sich immer die Sage, es seien drinnen zwei Menschen wegen Blutschande eingeschlossen; und wirklich fand man bei der Abtragung dieser Säule zwei Gerippe von Menschen verschiedenen Geschlechts, wovon der Mann bei 25, das Weib bei 20 Jahre alt geworden waren, wie die zur Besichtigung herbeigeholten Ätzte Staudacher und Kaiser urtheilten. Die Skelette fand man in sitzender Stellung, dicht nebeneinander, die Arme auf die Knie gestemmt und mit den Händen die Augen verhaltend. Sie waren mit Kalk überschüttet. Die Gebeine wurden wieder in die versetzte Säule hineingegeben und noch heute heißt sie im Volksmunde "Bei den Eingemauerten".

Bildstock - Bei den Eingemauerten; Harald Hartmann

Bildstock "Bei den Eingemauerten" in Hainburg.
© Harald Hartmann, November 2008.

An dieser Kapelle, wie an der des Spitales sind Steine mit folgender Inschrift eingemauert;

"1650
Lobpreis und Dank
Dem Herrn und Gott
Der uns hat gefirt
aus der Kriegesnoth".

Inschrift am Bildstock - Bei den Eingemauerten; Harald Hartmann

Inschrift am Bildstock "Bei den Eingemauerten" in Hainburg.
© Harald Hartmann, November 2008.

Joseph Maurer, Geschichte der landesfürstlichen Stadt Hainburg, Wien, 1894, S. 221 f.

An der Wienerstraße bei Hainburg befand sich bis 1824 eine viereckige Säule mit der Jahreszahl 1650, welche im Volksmunde bei den Eingemauerten" hieß. Der Sage nach sollen drinnen zwei Menschen wegen des Verbrechens der Blutschande eingeschlossen gewesen sein und wirklich fand man bei der Abtragung dieser Säule zwei Gerippe jüngeren Alters in sitzender Stellung dicht nebeneinander, die Arme auf die Knie gestemmt und mit den Händen die Augen verhalten; sie waren mit Kalk überschüttet. (Maurer, Gesch. Hainburg 1894.)

Carl Calliano, Niederösterreichischer Sagenschatz, Bd. III, S197, Wien 1926