DIE BLINDEN FORELLEN IM MIRABACH

An der ausgetrocknet gewesenen Miraquelle schlug das Seemännchen vom Mirasee im Unterberg bei Muckendorf einstmals einem durstigen Hirten mit seinem Stocke Wasser aus dem Felsen. Als der Hirt auch essen wollte, schlug das Männchen mit dem Stocke ins Wasser, und es wimmelte von Forellen. Das Seemännchen gab ihm den Stock, damit er sich immer Forellen verschaffen könne, nur müsse er ihm von jedem Fische einen Teil geben. Der Hirt nahm eine Forelle, stach derselben die Augen aus und warf sie dem Seemännchen hin, welches darauf unter großem Getöse verschwand. Der Hirt grub den Stab unter der Quelle ein, welche seither immer fließt, doch sind seitdem lauter blinde Forellen darin.

Die Myraluke bei Muggendorf

Die fast ausgetrocknete Myraluke bei Muggendorf im Sommer
© Harald Hartmann, Juli 2009

Anmerkung: Heutige Schreibweise lautet Muggendorf anstelle von Muckendorf für den Ort und Myra anstelle von Mira für den Bach

Quelle: Carl Calliano, Niederösterreichischer Sagenschatz, Wien 1924, Band I, S. 40