DER BETROGENE TEUFEL

Der Baumeister, welcher die Kirche St. Wolfgang (Kirchberg am Wechsel) zu erbauen hatte, kam mit Meister Urian überein, daß dieser den ganzen Bedarf an Steinen und Schutt zu liefern und dafür den ersten, der in die neue Kirche käme, als Lohn zu nehmen habe. So führt dann der Teufel, welcher sich auf den Erhalt einer Menschenseele freute, allnächtlich aus dem Molzegger Graben eine Fülle Baubedarfes zu. Als das Werk seinem Ende entgegenging, verschaffte sich der Baumeister einen Wolf zur Belohnung seines höllischen Helfers. Dieser erfuhr von der List, als er eben seine letzte Riesenfuhr herbeischleppte und warf seinen gewaltigen Schiebkarren vor Zorn um. Daher stammt der bis heute auffallende, einem vierseitigen Pyramidenstutze gleichende Hügel auf dem Ebenfelde unterhalb der St. Wolfgangskirche. Nachdem die Kirche vollendet war, ließ der Baumeister denn auch wirklich den menschliches Gewand gesteckten Wolf als ersten hinein und der erboste Teufel fuhr sofort mit demselben fürchterlichem Gekrache und höllischem Gestanke durch das vordere Gewölbe in die Lüfte. Das vom Satan gerissene Loch wurde wiederholt vermauert, "reißte" (rieselte) aber immer wieder aus.


Kommentar: (Leeb, Niederösterreichische Sagen.)
Quelle: Carl Calliano, Niederösterreichischer Sagenschatz, Wien 1924, Band II, S. 28