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GESCHICHTEN VOM SIMERL Nun noch einige Geschichten vom Simerl, wie sie mir jüngst von einer alten Glantalerin erzählt wurden, die sie selbst noch als Kind von alten Leuten gehört. Ein bäuerliches Ehepaar unternahm einst eine Wallfahrt nach Maria-Wolschart. Im Wolschartwalde blieb die Frau einmal etwas zurück, der Bauer ging ein Stück Weges weiter. Als die Frau aber nicht nachkam, kehrte er um, konnte sie aber trotz langen Suchens nirgends finden. Da dachte er, sie sei vielleicht vom Wege abgekommen und er werde sie schon bei der Wallfahrtskirche treffen. Aber auch dort war sie nicht. Nachdem er mehrere Messen abgewartet, fragte er bei einem nahegelegenen Wirt nach, aber auch hier wußte man nichts von ihr. Im Gasthause war gerade eine Tanzunterhaltung und der Bauer sah auch auf dem Tanzboden nach. In diesem Moment sang ein Bursche gerade einen Vierzeiler:
Eines Tages wanderte ein altes Weiblein durch den Wolschart gegen St. Veit, um Einkäufe zu besorgen. Da kam ihr ein Mann nach, der sie fragte, wohin sie gehe. Sie nannte ihr Ziel und sagte zugleich, daß sie große Angst vor dem Wege habe. Wovor denn, fragte der Mann. Vor dem Krapfenbacher Simerl, meinte sie, dem grauslichen Lotter, vor dem keiner seines Lebens und Eigentums sicher sei, und begann weidlich auf ihn zu schimpfen, zugleich ihre Freude darüber ausdrückend, daß sie nun nicht allein zu gehen brauche. Der Mann begleitete sie noch ein Stück und meinte dann, sie möge ihm aus St. Veit ein Packet Nägel mitbringen, er werde hier auf sie warten und sie wieder zurückbegleiten. Sie versprach, es zu tun, kam auch pünktlich wieder und er ging mit ihr ein Stück zurück, zog sie in den Wald hinein, überwältigte sie dort und schlug ihr sämtliche Nägel des Packetes in ihr Gesäß. Mit der Warnung, nicht mehr über ihn zu schimpfen, denn er sei der Krapfenbacher Simerl, entließ er sie dann.
Quelle: Emmerich Zenegg-Scharffenstein, Krapfenbacher Simerl. Der Kärntner Räuberhauptmann. In: Freie Stimmen, Folge 186 v. 13. 12. 1931, S. 2-3. aus: Weingand, Hans-Peter, Krapfenbäck Simerl. Leben und Sterben eines legendären Kärntner Räubers (Graz 1996) mit freundlicher Genehmigung vom Autor für SAGEN.at
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