Die Osterfeuer

In der Nähe des Stiftes St. Paul hatten die Türken ihr Lager aufgeschlagen; das Zelt des Großwesirs soll da gestanden sein, wo jetzt noch ein steinernes Kreuz zu sehen ist. Weil überall Türkenhorden umherstreiften, konnten die Bauern nicht miteinander verkehren und sich zu einer gemeinsamen Tat verständigen. Da geriet einer auf den Einfall, einander durch große Feuerbrände von den Bergen herab Signale zu geben. Dies fand Beifall, und bald flammten des Nachts - es war gerade die Osterwoche - auf allen Gipfeln der das Tal umgrenzenden Berge helle Feuer herab. Aus Furcht, umzingelt zu werden, räumten die Türken sogleich den Platz und zogen wieder ab. Seitdem ist die Sitte der »Osterfeuer« zum Gedächtnisse der Befreiung aus Türkennot bestehen geblieben.

Quelle: J. Rappold, Sagen aus Kärnten, Graz 1887, S. 188 f., zit. nach Sagen aus Kärnten, Hrsg. Leander Petzoldt, München 1993, S. 175 - 176.