Wetterhexen.

Im Mölltale weideten einst zwei Halter ihre Kühe. Es war ein klarer Sommertag, die Sonne schien so freundlich und da die Tiere ruhig grasten, gaben die beiden Buben ihrer Freude lauten Ausdruck. Sie jauchzten und sprangen vor Lust in die Höhe und sangen ein Lied nach dem andern. Unversehens kam ein altes, häßliches Weib daher; als es die munteren Halter erblickte, sprach es: „Ich will nicht, daß ihr froh seid; eurer Lustbarkeit werde ich ein Ziel setzen und machen, daß ein Wetter kommt, welches Vieh und Weide erschlägt!“ Wie vom Zauber gebannt, standen die Halter da und wagten nicht zu widersprechen, als ihnen die Hexe befahl, aus der nahen Almhütte ein Schaff Wasser herbeizubringen. Furchtsam gehorchten sie. Die Hexe hatte sich auf einem Steine niedergelassen und wartete, bis sie mit dem Verlangten kamen. Dann murmelte sie einige Worte und plötzlich stieg aus dem Schaff ein feines Wölklein immer höher und höher und verdichtete sich hoch oben in der Luft zu einer furchtbaren Wetterwolke, aus der ein schrecklicher Hagel niedersauste. Die ganze Gegend wurde verwüstet.

Drei junge Bauernburschen aus Ferlach kehrten einmal von Klagenfurt zu Fuß nach Hause zurück. Vor der Stadt, auf der Laibacherstraße, überraschte sie ein furchtbarer Gewitterregen, der sogleich in einen Hagelschlag überging. Da die niederprasselnden Schloßen ein Weitergehen unmöglich machten, flüchteten sie in das Gasthaus Hoffmann. Da fiel ihnen das sonderbare Beginnen eines alten Weibes auf. Dieses warf nämlich Stühle und Bänke auf die Straße, so daß die Füße nach oben gerichtet waren. Mit anderen Hausgeräten verfuhr es ebenso und stellte sich schließlich selbst mit aufgelösten Haaren auf die Straße.

Als das Unwetter vorübergezogen war, schickte sie Knechte nach allen Richtungen auf die Felder der Nachbarn; zurückgekehrt, erzählten diese, daß das Getreide überall vernichtet sei, nur auf den Feldern des Hoffmann stand es schön und wohlbehalten da.

Quelle: Georg Graber, Sagen aus Kärnten, Graz 1941.
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Harald Hartmann, Februar 2006.
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