Die Entstehung des „Weich'npusches"

Vor vielen, vielen Jahren war das ganze Lesachtal nur eine von wenigen Hirten bewohnte Albe. Da kam zu einer Hirtentochter einmal ein fremder Mann in grünem Gewande und machte ihr ein Langes und Breites vom Heiraten vor. Einmal erschien er sogar in der Nacht und wollte das Mädchcn auf „die abiche Seite" bringen, aber dieses gab nicht nach und bemerkte, daß der fremde Mensch „über'n Rugge dawaus gånz hohl war, as wia a Trok (Trog)".

Sie fängt sich an zu fürchten, geht am nächsten Tage zum Pfarrer nach St. Daniel im Gailtale, erzählt ihm die ganze Geschichte und bittet um seinen Rat. Der Geistliche erkennt an der Beschreibung gleich das „Ganggerle" und sagt: „Der Teufel ist nicht hinterlistig, sondern dumm; wenn er wiederkommt, so laß es nicht merken, daß du ihn kennst, und frage ihn, wovor sich denn der Teufel am meisten fürchte." Das Mädchen befolgt diesen Rat, der Teufel merkt die List nicht und antwortet auf jene Frage: „Håbrat, Widertot und Speik ist guot fer's Ålp'nreit'n." Diese drei Stücke nimmt nun das Mädchen, geht damit zum Geistlichen, der die Kräuter weiht und dem heimkehrenden Mädchen an den Hals hängt, worauf das nächstemal der Teufel mit Hinterlassung eines schrecklichen Gestankes gleich rechtsum machte. Seit dieser Zeit lassen die Leute alle Jahre am Maria-Himmelfahrts-Tage (15. August) einen Busch Alpenkräuter weihen und von Rechts wegen sollte in einem jeden Håbrat, Widertot und Speik sich befinden.

Quelle: Georg Graber, Sagen aus Kärnten, Graz 1941.
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Harald Hartmann, Februar 2006.
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