Die Teufelstritte

In der uralten Kirche zu Maria-Saal sieht man, wenn man den südlichen Eingang überschreitet und den mit Quadersteinen gepflasterten Fußboden betrachtet, die Pfoten eines Hundes in den Steinen eingedrückt. Über ihren Ursprung erzählt die Sage folgendes: Es lebte vor vielen Jahrhunderten in derselben Gegend eine junge Bäuerin, welche einen reichen Bauernsohn heftig liebte. Die arme Bäuerin sann auf verschiedene Mittel, um den Gegenstand ihrer Sehnsucht zu erhalten, aber die Eltern des jungen Burschen wollten nur eine reiche Schwiegertochter in ihr Haus aufnehmen. Da kam sie auf den Gedanken, den Teufel am Kreuzwege zu beschwören, um von ihm so viel Geld zu erhalten, daß sie als ebenso reich auf den Besitz ihres Geliebten Anspruch machen könnte. Das führte sie in der Thomasnacht auch wirklich aus.

Jedoch bald kam die Reue und am Tage ihrer Vermählung, da sie zum ersten Male seit jener Nacht die Kirche betrat, um zerknirscht vor Gott ihre schwere Schuld zu beichten, gewahrte sie den Teufel, der vor dem Eingang auf sein Opfer lauerte. In größtem Schrecken ergreift sie die Flucht und rettet sich gerade noch zu rechter Zeit in den Beichtstuhl, wo schon der Priester ihrer harrt und den heiligen Segen über sie spricht. Dadurch ward die Macht des Teufels abgewendet und er verschwand. Jedoch seine Fußstapfen sind seit jener Zeit in der Kirche bis auf den heutigen Tag sichtbar geblieben.

Quelle: Georg Graber, Sagen aus Kärnten, Graz 1941.
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Harald Hartmann, Februar 2006.
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