Die Mönche zu Viktring

Als die Türken durch das Drautal hinaufgezogen waren, kam eine Horde auch nach Viktring. Den dort lebenden Mönchen wurden die Köpfe abgeschlagen und vor die Füße gelegt. Der Schaffner allein war gerade damals nicht zugegen. Als er vom Felde heimkehrte und die schreckliche Metzelei erblickte, flehte er im Gebete inständig zu Gott, er möge in seiner Allmacht doch diesmal - es war am Vorabende vor Mariä Himmelfahrt - die Toten wieder zum Leben erwecken, daß sie wenigstens heute noch gemeinsam die Vesper singen könnten. Der Wunsch ward ihm gewährt. Das Fest ging in gewohnter Pracht vonstatten und die enthaupteten Konventualen waren in ihren Stühlen erschienen und hatten die Vesper mitgesungen. Als jedoch die Feierlichkeit beendet war, schwand wieder alles Leben aus den Körpern und die Mönche blieben bis auf den Schaffner tot.

Quelle: Georg Graber, Sagen aus Kärnten, Graz 1941.
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Harald Hartmann, Februar 2006.
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