Maria-Luschari

Südlich vom Dorfe Saifnitz erhebt sich ein Berg, auf dessen Gipfel heute die Wallfahrtskirche Maria-Luschari steht; eine weit ausgedehnte Alm erstreckt sich über den ganzen Bergabhang, wohin zur Sommerszeit die Talbewohner ihr Kleinvieh treiben.

Einst hütete ein Hirt am Bergabhang Schafe. Als er eines Tages einige Tiere vermißte, begab er sich auf die Suche nach ihnen. Nach langem Suchen fand er sie auf der Anhöhe des Berges. Alle knieten um einen Strauch versammelt auf den Vorderbeinen. Wie der Hirt näher trat, bemerkte er ein Marienbild, kniete nieder und betete. Hierauf nahm er das Bild und trug es in das Dorf, um es dem Dorfpfarrer zu übergeben. Zu seinem Staunen merkte er, daß die Schafherde ihm folgte. Der Pfarrer des Dorfes stellte das Wunderbild in einem Kasten auf. Als der Hirte am zweiten Tage auf die Weide trieb, zogen die Schafe ohne Unterbrechung der Anhöhe zu und sammelten sich dort um den Strauch, in dem der Hirte das Bild von gestern wiederfand. Dieses Ereignis wiederholte sich dreimal. So wurde denn schließlich an jener Stelle mit Erlaubnis des Papstes von den Dorfbewohnern zuerst eine Kapelle und dann eine Kirche erbaut. Versuchte man im Winter das Muttergottesbild im Dorfe unterzubringen, so verschwand es dort alsbald und kehrte auf den Berg zurück. Dann fand man die Kirche, die im Herbst geschlossen worden war, im Sommer bei Beginn der Wallfahrten geöffnet vor.

Quelle: Georg Graber, Sagen aus Kärnten, Graz 1941.
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Harald Hartmann, Februar 2006.
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