Die „Lichtmandeln“

In der Gegend von Osterwitz, Göseling, Mannsberg und auf dem Diexerfeld erzählte sich das Volk viel von den „Lichtmandeln“. Diese umfliegen bei Nacht blitzschnell die „Schüttstellen“ der Felder, und von ihnen ist sonst nichts sichtbar als die helle linke Hand mit den leuchtenden fünf Fingern. Einst sah ein Bauer auf dem Diexerfelde ein solches Männlein „hin und her irren“. Er blieb stehen und beobachtete es. Da näherte sich ihm das glühende Männlein und sprach: „Setz’ ich den Markstein dorthin, so ist es nicht recht, und setz’ ich ihn daher, so ist es auch nicht recht; wo setz’ ich ihn also ein?“ „Setz’ ihn dorthin, wo du ihn genommen hast“, war die Antwort des Bauers, und das Mandel verschwand, nachdem es sich herzlich bedankt für den Rat, auf den es schon hundert Jahre gewartet hatte.

Einem „Gassenburschen“ von Göseling begegnete um Mitternacht ein Lichtmandl. Als er das leuchtende Ding vor sich wandern sah, sprach er zum Mandl: „He, Klaner, låß m'r af deiner Fåckel den Tobak ånfeuern!“ Das Lichtmandl willfahrte dem Ansuchen; doch kaum brannte das Kraut, so versetzte es dem kecken Burschen eine so heftige Maulschelle, daß noch heute das feurige Fingermal des Lichtmandls auf seinem Gesichte geschaut werden kann.

Quelle: Georg Graber, Sagen aus Kärnten, Graz 1941.
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Harald Hartmann, Februar 2006.
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