Der Kronentaler

Ein Bäuerlein aus dem Gailtale ging in aller Früh zur Stadt. Da gewahrte es am Wege eine Kegelbahn, auf welcher neun schwarze Männlein kegelten. Sie riefen dem Bauer zu: „Tu mit!“ - „Warum nicht?“ gab er zurück und setzte auf den ersten Schub einen Kronentaler, den seine Kinder erspart hatten. Von da an gewann er immer wieder und hatte bald einen Haufen Geld vor sich liegen. Da sagten die Männlein: „Tu deinen Taler weg!“ Doch er kehrte sich nicht daran und schob mit unvermindertem Glücke weiter. Als es zum Morgengruß läutete, verschwanden die Schwarzen, einer nach dem andern. Der Bauer führte seinen reichen Gewinst mit einem Wagen nach Hause, er blieb aber sein Lebtag ein einfacher Mann und gab den Bettlern, die an seine Türe pochten. Hätte er bei dem nächtlichen Kegelspiele den Kronentaler von dem Gelde genommen, so wären die Männlein mit all dem Reichtum verschwunden.

Quelle: Georg Graber, Sagen aus Kärnten, Graz 1941.
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Harald Hartmann, Februar 2006.
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