Die Belagerung der Hollenburger Brücke

Im Jahre 1472 drangen die Türken ins Rosental ein. Sie überschritten die Grenze von Kärnten und kamen nach längerem Marsche ins heutige Zell. Es war um die Mtternachtsstunde, als sie Zell einnehmen wollten. Doch wegen der herrschenden Dunkelheit fanden sie keinen Weg. Zu ihrem Glücke begegneten sie einem Bauer und forderten ihn auf, daß er ihnen den Weg zeige. Doch vor Schrecken stand er stumm vor den Entsetzlichen da. Lange weigerte er sich, ihnen den Weg zu zeigen. Als sie ihn aber mit dem Tode bedrohten, ging er mit ihnen. Mittlerweile kam ihm ein guter Gedanke. Er führte sie auf einen hohen Berg, an welchem sich ein furchtbarer Abgrund befand. Der Landmann war schon mehrere Stunden an der Spitze des Zuges marschiert, als sie endlich die gewünschte Stelle erreichten. Der Bauer sprang zur Seite und die sorglosen Türken stürzten in die schauerliche Tiefe. Durch diese kühne Tat des Bauers wurde das Dorf gerettet. Der Felsen wurde seit diesem Ereignisse Sveta peč genannt, das heißt „heiliger Felsen". Zwei Tage darauf erschien der Pascha mit seinen Truppen auf der Hollenburger Brücke, um sie einzunehmen. Die Leute aber, die vor den Türken eine große Angst hatten, liefen davon. Nur der Landmann mit dem Namen Pekouz, dessen Geschlecht noch heute besteht, hatte vor diesen unheimlichen Gästen keine Furcht. Als er das Herannahen der Türken erfuhr, holte er sich schnell seine Pistole und schlich furchtlos unter die Brücke, auf welcher sich gerade die feindliche Schar befand. Eben wollte der Pascha seinen Soldaten einen Befehl geben, als die Kugel des braven Landmannes ihn traf und er tot zu Boden sank. Als die Türken sahen, daß ihr Herr tot war, nahmen sie den Leichnam und verließen die Gegend. Der Bauer, der die ganze Umgebung von der Türkennot befreit hatte, wurde überall als Retter begrüßt. Zum Lohne dafür brauchte er der Herrschaft von Hollenburg keine Steuern mehr zu zahlen und es wurde ihm auch ein Acker geschenkt. Später wurde zum Andenken an diesen braven Mann sein Bild an das Eingangstor der Hollenburg gemalt.

Quelle: Georg Graber, Sagen aus Kärnten, Graz 1941.
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Harald Hartmann, Februar 2006.
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